Bischof Bätzing wirbt bei Michaelsempfang für Kooperationen

Auswege aus Vertrauenskrise

Demokratie braucht Vertrauen. Beim Michaelsempfang warb der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, vor Spitzen aus Politik und Gesellschaft für "Kooperationen der Hoffnungsvollen". Warum braucht die Gesellschaft das jetzt?

 Sankt Michael-Jahresempfang / © Gordon Welters (KNA)
Sankt Michael-Jahresempfang / © Gordon Welters ( KNA )

Eine gemeinsame Kraftanstrengung zum Schutz von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt fordert der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Nur so könne man dem massiv sinkenden Vertrauen in Kirche, Politik und andere öffentliche Institutionen entgegenwirken, sagte Bischof Georg Bätzing am Montagabend in Berlin. 

Vor Spitzenvertretern aus Politik und Gesellschaft warb er für "Kooperationen der Hoffnungsvollen", die gemeinsam für Menschenwürde, Gerechtigkeit, Frieden und Klimaschutz eintreten.

Bätzing äußerte sich beim traditionellen Sankt-Michael-Jahresempfang der Bischofskonferenz. Unter den Hunderten Gästen waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) sowie der Apostolische Nuntius und Papstbotschafter in Deutschland, Nikola Eterovic.


Einmischen in gesellschaftspolitische Debatten

Zugleich kündigte der Limburger Bischof an, die Kirche werde sich auch künftig bei grundlegenden gesellschaftspolitischen Debatten und entsprechenden Gesetzesinitiativen zu Wort melden: "Nicht, weil wir besondere Freude daran hätten, als 'Störenfriede' aufzutreten, sondern weil uns durch das Evangelium aufgetragen ist, für Frieden und Verständigung zu streiten." Zu diesem Auftrag gehöre auch, gerade für die Menschen am Rande der Gesellschaft einzutreten.

Bätzing warnte vor einem vorschnellen Kulturpessimismus, der den Menschen im Land Selbstzufriedenheit und Undankbarkeit, gepaart mit Politikverdrossenheit, unterstelle. Man dürfe daher "Unglückspropheten und Angstmachern" nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken.

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, beim Sankt-Michael-Jahresempfang (DR)
Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, beim Sankt-Michael-Jahresempfang / ( DR )

Er führte weiter aus, in den vergangenen Jahren habe sich beim Thema Vertrauen ein entscheidender Wechsel vollzogen: Man vertraue einer bestimmten politischen Partei nicht mehr deshalb, weil sie diese Partei sei, sondern nur noch dann, wenn sie auch wirklich leiste, wofür sie angetreten sei. Ähnlich verhalte es sich mit Blick auf die Kirche. Ein in früheren Zeiten weit verbreiteter Vertrauensvorschuss sei angesichts von Machtmissbrauch und Skandalen "weitgehend aufgebraucht".

Ansprüche bei Missbrauchs-Aufarbeitung

"Dass die Kirche bis heute vielfach hinter ihrem eigenen Anspruch zurückbleibt, wird an der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt deutlich. Schon lange ist die Transparenz in der Aufarbeitung zum Prüfkriterium öffentlichen Vertrauens in die Institution geworden", so Bätzing weiter: "Umso massiver sind Vertrauensverluste, wenn der Eindruck entsteht, Aufarbeitung und Betroffenenorientierung würden noch immer schleppend und halbherzig betrieben. Umgekehrt lässt sich aber gerade an dieser so gravierenden Thematik belegen: Wer Probleme angeht und spürbar zu lösen versteht, gewinnt Vertrauen."

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit (Oktober 2025) 61 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA