Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer bewertet den Amtsbeginn von Papst Leo XIV. als gelungen. "In meiner bescheidenen Sicht glaube ich, dass Papst Leo großartig gestartet ist. Er hört zu, er schaut Menschen ins Gesicht", sagte Wilmer im Deutschlandfunk.
Der Papst, der seit dem 8. Mai im Amt ist, zeige eine große Vorliebe für die Armen und führe damit die Linie seines Vorgängers Franziskus fort, betonte Wilmer. Besonders würdigte er Leos jüngstes Schreiben "Dilexi te", in dem der Papst den Begriff der "Option für die Armen" aufgreife. "Er sagt ganz klar, die Armen sind nicht Objekte unserer Wohlfahrt, sondern Subjekte."
Leo XIV. bringt Welt-Erfahrung mit
Wilmer hob hervor, dass Leo XIV. als ehemaliger Generaloberer der Augustiner eine große und internationale Erfahrung mitbringe. Der Papst habe in fast 50 Ländern gearbeitet, sei bescheiden, ruhig, sehr klug und verfüge über ungeheure Sprachkenntnis. Diese weltweite Erfahrung habe ihn demütig gemacht.
Nach Einschätzung des Bischofs wird der Papst zwei Themen besonders in den Mittelpunkt stellen: die Frage der Gerechtigkeit unter den Menschen und die Frage der Spiritualität.
Wilmer sieht sich als "Spielmacher"
Als früherer Ordensoberer wisse der Papst, dass Leitung vor allem durch Zuhören gelinge. "Man ist doch eher ein Mann der leisen Töne. Man kann nicht auf den Tisch hauen, das funktioniert überhaupt nicht", so Wilmer, der selbst drei Jahre lang Generaloberer des Ordens der Herz-Jesu-Priester war.
Er selbst sieht sich im Bischofsamt "eher als ein Spielmacher". "Die Zeiten sind vorbei, dass der Bischof ein Herrscher ist", sagte Wilmer. Er wolle dafür sorgen, dass "andere ins Spiel kommen, dass andere Verantwortung übernehmen, dass andere die Taufe erkennen, dass sie gefirmt sind und dass anderen eben auch bewusst ist, in mir atmet Gottes Geist, in mir atmet eine unerschöpfliche Energie und Lebendigkeit".