"Es werden zunehmend unmenschliche - und sogar politisch gefeierte - Maßnahmen ergriffen, um diese 'Unerwünschten' zu behandeln, als wären sie Abfall und keine Menschen", sagte der Papst am Donnerstag. Staaten, die Migranten misshandelten oder deren Rechte missachteten, begingen "schwere Verbrechen", so Leo XIV. weiter.
Bei einer Begegnung mit Vertretern Sozialer Bewegungen im Vatikan kritisierte das Kirchenoberhaupt wachsende Ungleichheit, Missbrauch von Migranten und Ausbeutung armer Länder. Völker würden ausgeraubt, in Armut gezwungen, während eine kleine Minderheit unermesslich reich werde.
Kapitalismuskritik von Leo
Der Papst warnte vor einer "Globalisierung der Ohnmacht", die durch eine "Kultur der Versöhnung und des Engagements" überwunden werden müsse. Er sprach von einem Vorgehen, das Ungleichheiten erzeugt und vergrößert, und kritisierte eine zunehmende "Vergötzung des Profits" sowie die Abhängigkeit von neuen Technologien, die zwar Fortschritt ermöglichten, zugleich aber Ungleichheit und Arbeitslosigkeit verstärkten.
Kritik übte Leo XIV. auch an der Ausbeutung natürlicher Ressourcen in armen Ländern. Der Abbau von Coltan und Lithium sei häufig mit Kinderarbeit, Gewalt und politischer Destabilisierung verbunden. Zudem verurteilte er die Ausbreitung synthetischer Drogen wie Fentanyl, die "nicht nur ein Verbrechen der Drogenhändler" sei, sondern Ausdruck eines "gewinnorientierten Systems ohne globale Ethik".
Deutsche Teilnehmer würdigen Papstworte
Trotz seiner eindringlichen Warnungen rief der Papst zu Hoffnung und Engagement auf. "Erde, Haus und Arbeit sind heilige Rechte - und es lohnt sich, für sie zu kämpfen", sagte Leo XIV. Er bezeichnete die Sozialen Bewegungen als "Dichter der Solidarität" und forderte: "Die Kirche muss mit euch sein: eine arme Kirche für die Armen, eine Kirche, die sich beugt, eine Kirche, die Risiken eingeht, eine mutige, prophetische und freudige Kirche!"
Aus Deutschland nahmen Vertreter des Münsteraner Instituts für Theologie und Politik teil. "Papst Leo hat sehr deutlich Position bezogen zur krisenhaften Gegenwart", hieß es von ihnen. Die deutlichen Worte des Papstes seien ein Appell an die Kirche, an der Seite der Initiativen zu sein, die sich für Geflüchtete und gegen deren Abweisung oder inhumane Abschiebung einsetzen. "In Deutschland wäre ein Ansatzpunkt hierfür das Kirchenasyl, das weitaus mehr Unterstützung durch die Kirchenleitungen und Gemeinden erfahren müsste, um Schutzräume vor Abschiebungen zu eröffnen."