Wie aus einer kleinen Idee ein großes Feuer wurde

20 Jahre Nightfever

Seit 20 Jahren lädt die Initiative "Nightfever" zur Anbetung mit Musik und bei Kerzenschein in Kirchen ein. Dort möchte sie den Teilnehmenden eine Begegnung mit Gott ermöglichen. Ein Besuch zum Jubiläum in St. Remigius in Bonn.

Autor/in:
Debora Flock
20 Jahre Nightfever in Bonn / © Debora Flock (DR)
20 Jahre Nightfever in Bonn / © Debora Flock ( DR )

In einer Seitenstraße vom Bonner Marktplatz steht eine kleine Gruppe Jugendlicher. Warm eingepackt gegen den Nieselregen, sprechen sie vorbeieilende Passanten an und verschenken kleine Kerzen. Was für die meisten erstmal befremdlich klingt, gehört heute Abend mit zum Konzept: Junge Erwachsene öffnen ihre Kirche für Menschen jeden Alters. Sie laden Passanten ein, für einen Moment ihren Alltag zu unterbrechen und in die Kirche zu kommen. Dort brennen Kerzen. Zusammen mit der Musik bilden sie eine meditative Atmosphäre. Das, aus einer spontanen Idee heraus entstandene Projekt hat sich mittlerweile in eine internationale Glaubensinitiative entwickelt, die nun ihr 20. Jubiläum feiert.  

Andreas Süß ist leitender Pfarrer in Neuss und schwelgt in Erinnerungen, die über 20 Jahre zurückliegen. Eine junge Frau hatte damals ganz berührt dem Erzbischof geschrieben und sich entschuldigt. Sie konnte es kaum glauben, dass irgendwer sonst die Liebe und Gegenwart Jesu spüren konnte, weil er so viel Zeit für sie hatte.

Pfarrer Andreas Süß / © Beatrice Tomasetti (DR)
Pfarrer Andreas Süß / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Im August 2005 war der Weltjugendtag in Köln und junge Erwachsene aller Nationen feierten mit dem Papst einen abendlichen Gottesdienst unter freiem Himmel. Erstmals in der Geschichte der Weltjugendtage gab es anschließend eine Andacht vor dem Allerheiligsten. Andreas Süß, damals noch Student an der Bonner Universität, erinnert sich an die wunderbare Atmosphäre: "1,2 Millionen Menschen kamen zusammen, die dort gebetet und erfahren haben, dass Jesus sie persönlich liebt und für sie da ist." 

In St. Remigius in Bonn eröffnete für die Zeit ein geistliches Zentrum. Tag und Nacht stand die Kirche für die Gläubigen zum Gebet offen und Priester wechselten sich ab, um Gespräche und Segen anzubieten. 

Aus dieser Erfahrung heraus entstand Nightfever. Ein Abend, der unter dem Motto "Weltjugendtag goes on – Nightfever" den Geist weitertragen wollte. Die Rückmeldungen waren überragend und so wurde ein zweiter Abend organisiert, dann ein dritter, und noch viele mehr. 

Andreas Süß

"Da konnten wir wirklich spüren, der Weltjugendtag bringt uns etwas vollkommen Neues in die deutsche Kirche: junge Menschen, die miteinander begeistert glauben."

Stefan ist seit gut zweieinhalb Jahren mit im Helfer-Team und sagt: "Dass ich immer wieder komme und mich hier auch einbringe ist natürlich, weil das alles eine Erfüllung bringt. Es ist der schönste Moment, wenn man draußen auf der Straße einen Menschen mit einer Kerze beschenkt und dann auch nach drinnen einlädt. Das ist ja auch der Kerngedanke von Nightfever. Wir möchten absolut jeden einladen." Dem stimmt auch Bruna zu. Die junge Frau steht auf der Straße vor der Kirche und verteilt Teelichter an die vorbeilaufenden Passanten. 

Bruna

"Viele sagen: Ich habe aber mit Gott gar nichts zu tun. Und dann antworte ich, dass das komplett egal ist. Du bist bei uns herzlich willkommen!"

Weiter berichtet sie von der Dankbarkeit und Freude derjenigen, die sich tatsächlich in die Kirche einladen lassen. Für einige ist es die erste Erfahrung mit dem Glauben, für andere eine willkommene Abwechslung zu den traditionellen Angeboten der Kirche. In der Kirche ist alles abgedunkelt. In Papiertüten mit dem Nightfever-Logo flackern Kerzen und erhellen den Mittelgang bis hin zum Altar. Dort steht das Allerheiligste, bunt angestrahlt. Davor knien, sitzen oder stehen Menschen. Sie beten oder genießen einfach die Stille und Unterbrechung des Alltags. Einige ziehen aus einem bereitgestellten Korb einen kleinen Zettel. Darauf sind inspirierende, tröstende oder zum Nachdenken anregende Verse aus der Bibel abgedruckt.

20 Jahre Nightfever / © Debora Flock (DR)
20 Jahre Nightfever / © Debora Flock ( DR )

Andreas Süß reflektiert noch einmal die letzten 20 Jahre: "Das Überraschendste war, wie viele junge Leute miteinander den Raum geschaffen haben, sodass viele Menschen, die sonst nicht zur Kirche kommen, eine Erfahrung der Liebe und Nähe Gottes machen konnten und ganz gelöst und erlöst die Kirche wieder verlassen haben."

Inzwischen ist Nightfever nicht mehr nur auf den Bonner Raum beschränkt, sondern in mehreren Städten Deutschlands, sowie international vertreten. "Durch die Weltjugendtage kam Nightfever 2008 nach Australien. Mit jungen Leuten kam es dann auch nach Kanada, Brasilien, Mexiko und hat sich in ganz Nord- und Südamerika verbreitet." Es gäbe aber auch Standorte in Indien und an anderen Orten auf dem asiatischen Kontinent. Insgesamt zählt die Gebetsinitiative inzwischen rund 80 Städte in Deutschland und in rund 27 weiteren Ländern zu ihren Wirkungsstätten. 

Quelle:
DR

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