Rückblick auf 20 Jahre Nightfever

Von der spontanen Idee zur weltweiten Gebetsinitiative

Kirche kann "offen, jung und lebendig" sein, meint der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zur Gebetsinitiative Nightfever. Seit rund 20 Jahren gibt es sie. Und sie verbreitete sich weltweit. Doch worum geht es dort?

Autor/in:
Mario Trifunovic
Kerzen werden bei Nightfever angezündet / © Harald Oppitz (KNA)
Kerzen werden bei Nightfever angezündet / © Harald Oppitz ( KNA )

"Die Faszination dieser Abende ist, dass man Kirche ganz anders und neu erleben kann als sonst", sagt Andreas Süß über Nightfever. Zusammen mit seiner damaligen Kommilitonin Katharina Fassler organisierte Süß vor 20 Jahren den ersten Nightfever-Abend. Er fand am 29. Oktober 2005 in der katholischen Kirche Sankt Remigius in Bonn statt.

Pfarrer Andreas Süß / © Beatrice Tomasetti (DR)
Pfarrer Andreas Süß / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Was als spontane Idee nach dem Weltjugendtag in Köln begann, hat sich inzwischen zu einer weltweiten Gebetsinitiative entwickelt. Heute gibt es Nightfever-Abende in über 80 Städten in Deutschland und in 27 weiteren Ländern. Das Konzept: Junge Erwachsene öffnen Kirchen an Samstagabenden für Menschen jeden Alters. Passanten werden eingeladen, für einen Moment der Stille einzutreten.

Kerzen, Gespräche, Segen

In der Kirche brennen Kerzen, indirekte Beleuchtung und Musik sorgen für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Zudem stehen Geistliche für Gespräche bereit oder erteilen den Segen. "Jeder kann kommen und gehen, wann er möchte", erklärt Süß der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Viele bleiben lange, manche sogar die halbe Nacht."

Geschmückter Altar bei einem Nightfever-Abend in Bamberg (shutterstock)
Geschmückter Altar bei einem Nightfever-Abend in Bamberg / ( shutterstock )

Das wichtigste Erkennungsmerkmal ist die eucharistische Anbetung. Dabei versammeln sich Gläubige zum Gebet vor einer geweihten Hostie, die meist in einem kostbaren Gefäß, einer Monstranz, auf dem Altar ausgestellt wird. Katholiken glauben, dass Jesus Christus als Sohn Gottes in diesem Stück Brot dauerhaft und leibhaftig gegenwärtig ist, wenn es in einer Messfeier von einem Priester konsekriert wurde.

Feierlicher Gottesdienst

Anlässlich des nun 20-jährigen Bestehens gab es am Samstagabend in Sankt Remigius Bonn einen feierlichen Gottesdienst mit dem Paderborner Weihbischof Matthias König. Es folgte der klassische Nightfever-Abend mit Gebet, Musik, Gesprächsangeboten und offener Kirche.

Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz / © Harald Oppitz (KNA)
Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz / © Harald Oppitz ( KNA )

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, würdigt die Initiative in einem Grußwort: Besonders beeindrucke ihn, dass junge Menschen selbst die Protagonisten seien. "Jede und jeder ist eingeladen, egal, wie nah oder fern sie oder er sich dem Glauben fühlt." Nightfever zeige, so Bätzing, "dass Kirche offen, jung und lebendig sein kann".

Warnung vor Zweckentfremdung

Neben der Anerkennung gab es jedoch auch zurückhaltende Stimmen. Gegenüber der KNA wies Patrik Höring, Professor für Religionspädagogik mit Katechetik an der Theologischen Fakultät Trier, darauf hin, dass die im Zentrum von Nightfever stehende eucharistische Anbetung nicht zweckentfremdet werden dürfe.

"So wichtig Räume der Stille und der Kontemplation sind, als Instrument einer Mission nach außen eignet sich Anbetung eher nicht", so Höring. Denn sie setze den Glauben an die Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie voraus, ansonsten erschließe sich dem Betrachter der wahre Sinn nicht. Höring fragt sich zudem, ob nicht die Wiederentdeckung der Eucharistie als gemeinschaftliche Feier von Tod und Auferstehung Jesu im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils eine reine Schaufrömmigkeit obsolet gemacht habe.

Offene Kirchen und stille Begegnungen

Der Faszination Nightfever tun kritische Anfragen indes keinen Abbruch. Süß, der inzwischen Leitender Pfarrer in Neuss und Korschenbroich ist, erklärt, man erreiche Menschen, die man sonst nicht erreichen würde. Zur Atmosphäre gehöre auch, dass sie bereits an der Kirchentür sehen, dass sie herzlich willkommen sind.

Nightfever

"Nightfever" ist eine Initiative junger Christen in Deutschland. Die damaligen Theologiestudenten Andreas Süß und Katharina Fassler kamen nach dem Weltjugendtag 2005 in Köln auf die Idee, ihre Erfahrungen aus der für sie beeindruckende Vigilfeier auf dem Marienfeld weiterleben zu lassen. Sie organisierten einen Gebetsabend in Bonn, zu dem viele ehemalige Weltjugendtagsteilnehmer kamen. Auf diesen Abend wurde viele Jugendliche aufmerksam.

Nightfever im Kölner Dom (DR)
Nightfever im Kölner Dom / ( DR )
Quelle:
KNA