DOMRADIO.DE: Ein Gottesdienst im Zeichen von Versöhnung, Solidarität und Hoffnung soll es werden. Was möchten Sie den Menschen vor Ort und auch den Fernsehzuschauern mit auf den Weg geben?
Pater Matthias Karl (Benediktiner in der Dormitio-Abtei in Jerusalem): Wir sind voller Dankbarkeit über die Entwicklungen der letzten Tage – den anhaltenden Waffenstillstand, die befreiten Geiseln und die zurückgekehrten Gefangenen. Natürlich wissen wir, dass der Weg zum Frieden noch weit ist. Noch herrscht Krieg, auch wenn der Frieden schon greifbar scheint. Dafür wollen wir beten – für das, was bereits erreicht wurde, und für die Erleichterung, die wir hier spüren, die aber vor allem die Menschen in Gaza empfinden. Wir bitten um Gottes schützende Hand über uns und dieses Land, damit wir weiter dem Frieden entgegengehen.
DOMRADIO.DE: Wie schätzen Sie die aktuelle Lage im Heiligen Land ein – nach dem Friedensabkommen zwischen Israel und der Hamas?
Pater Matthias: Der erste Schritt ist getan, und allen ist bewusst, dass weitere folgen müssen. Die große Mehrheit der Menschen auf beiden Seiten will Frieden. Viele sind bereit, dafür Kompromisse einzugehen und auch Opfer zu bringen. Als gläubige Menschen sehen wir unsere Aufgabe darin, im Gebet darum zu bitten – und daraus die Kraft zu schöpfen, aktiv für den Frieden zu wirken.
DOMRADIO.DE: Der Gottesdienst, den Sie morgen feiern, wird deutschlandweit im Fernsehen übertragen – ein starkes Zeichen der Solidarität mit den Christen im Heiligen Land. Wie empfinden Sie das?
Pater Matthias: Wir freuen uns sehr darüber. Dieser Gottesdienst war bereits vor zwei Jahren geplant, musste wegen des Kriegs aber mehrfach verschoben werden. Nun soll er endlich stattfinden. In den vergangenen Wochen haben wir noch gezittert, ob es überhaupt möglich sein würde. Der Bayerische Rundfunk, der die Übertragung gemeinsam mit uns vorbereitet, wollte von Anfang an ein Zeichen der Solidarität setzen – und genau das wird dieser Gottesdienst nun auch sein. Zugleich ist er Ausdruck großer Dankbarkeit und Freude über die positiven Entwicklungen der letzten Tage.
DOMRADIO.DE: Wie besonders ist dieser Gottesdienst für Sie persönlich – gerade in dieser schwierigen Zeit und mit der großen medialen Aufmerksamkeit?
Pater Matthias: Wir Benediktiner sind unserer Berufung treu geblieben, haben in Jerusalem und in Tabgha an der Seite unserer Mitarbeiter ausgehalten – trotz finanzieller Herausforderungen und psychischer Belastungen. Unsere Kraft kam immer aus dem Gebet und aus dem Wissen, dass viele Menschen weltweit in Gedanken und Gebeten mit uns verbunden sind, die um das Heilige Land und die Situation hier trauern und bangen. Umso schöner ist es, dass wir dank moderner Technik am Sonntag mit so vielen Menschen in Gebetsgemeinschaft treten können – und gemeinsam die Messe feiern.
Das Interview führte Carsten Döpp.