Wie die Zeitung "La Repubblica" in der Nacht zum Dienstag meldete, fand der liturgische Akt bereits am Montagmittag statt. Die Kirche wurde dafür kurzzeitig geschlossen. In der Zeremonie seien nach den für solche Anlässe vorgeschriebenen Gebeten der Altar und der Kirchenraum mit Weihwasser besprengt worden.
Es soll ein lautstarkes Gespräch gewesen sein, in dem Papst Leo XIV. einen baldigen öffentlichen Bußakt am Altar des Petersdoms angeordnet habe. So berichtet es die Tageszeitung "Corriere della Sera" am Montagabend online. Demnach habe das Kirchenoberhaupt den für die Kathedrale zuständigen Kardinal Mauro Gambetti "dringend" angewiesen, einen liturgischen Sühneakt durchzuführen, "um die Heiligkeit der Petersbasilika wiederherzustellen und Gott um Vergebung für das Vorgefallene zu bitten".
"Verletzt und konsterniert"
Unter Berufung auf das Umfeld des Papstes wird die Begegnung mit Gambetti in dem Artikel als "stürmisch" beschrieben. Der Papst habe sich über den Vorfall "verletzt und konsterniert" gezeigt. Gambetti habe zögerlich reagiert. Im Vatikan gibt es seit einigen Monaten Stimmen, die eine strengere Durchsetzung sakraler Ordnung im Petersdom fordern. Die wichtigste Kirche Roms ist, nicht zuletzt durch den Besucherandrang im Heiligen Jahr, derzeit häufig von Touristen überlaufen und nur noch selten als Ort des Gebets und des Gottesdienstes wahrnehmbar.
Am Freitag hatte laut Medienberichten ein Mann am Altar stehend die Hosen heruntergelassen, um dort zu urinieren. Dadurch sei die sakrale Würde des Kirchraums beeinträchtigt worden. Vatikanische Ordnungshüter führten den Mann ab. Es handelte sich bereits um den zweiten öffentlich bekannt gewordenen Akt von Vandalismus am Hauptaltar der größten christlichen Kirche in diesem Jahr.
Im Februar war ein Mann auf den Altar geklettert und hatte Kerzenständer von dort heruntergestoßen. Der junge Mann, der am Freitag aus dem Petersdom abgeführt wurde, sitzt laut Medienberichten weiterhin in vatikanischem Polizeigewahrsam. Laut der Zeitung "Il Messaggero" stammt er aus dem Kosovo. Für die öffentliche Sicherheit im Petersdom ist - anders als auf dem Petersplatz - allein der Vatikan verantwortlich.