DOMRADIO.DE übertrug am 28. Sonntag im Jahreskreis das Pontifikalamt mit Weihbischof Dominikus Schwaderlapp. Den Kantorendienst übernahm Oliver Sperling, Matthias Wand war an der Domorgel zu hören.
Der Kölner Weihbischof ging in seiner Predigt auf die berühmte Begegnung von Jesus mit den zehn Aussätzigen ein, die im Lukasevangelium beschrieben wird. Jesus heilt sie, aber deren Dankbarkeit hält sich in Grenzen. Nur ein einziger von ihnen geht zu Jesus und preist den Herrn. Schwaderlapp betonte, dass oft nur ein Bruchteil der Menschen, hier symbolisiert durch einen der Zehn, wahre Dankbarkeit zeigt, indem er zu Jesus zurückkehrt, um ihm zu danken.
Der Geistliche zog Parallelen zu unserem täglichen Leben, in dem viele Segnungen oft als selbstverständlich angesehen und nicht gebührend gewürdigt werden. Er ermutigt die Gemeinde, den Rosenkranz als Mittel der Dankbarkeit zu nutzen, der durch seine Wiederholung ein tiefes Bewusstsein für Gottes Heilstaten schaffe. Der Rosenkranz ist nach Schwaderlapps Verständnis ein einfaches, zugängliches und tiefgreifendes Gebet, das sowohl allein als auch gemeinschaftlich praktiziert werden kann.
Aus dem Lukasevangelium
Es geschah auf dem Weg nach Jerusalem: Jesus zog durch das Grenzgebiet von Samárien und Galiläa. Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern!
Und es geschah: Während sie hingingen, wurden sie rein. Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm. Dieser Mann war ein Samaríter. Da sagte Jesus: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden? Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet. (Lk 17,11-19)
Auslegung des Sonntagsevangeliums von Peter Köster
Als Jesus das Elend dieser Ausgestoßenen und von Krankheit entstellten Gestalten sieht, schickt er sie zu den Priestern. Diese haben nach Lev 14, 34 die wieder erlangte Freiheit vom Aussatz zu bestätigen. Jesus fordert sie damit auf, die Bannmeile zum Leben zu überschreiten und sich von Neuem ihr Lebensrecht zusagen zu lassen. Er mutet ihnen zu, seinem Wort Glauben zu schenken. Indem sie sich seinem Wort anvertrauen und sich auf den Weg machen zu den Priestern, werden sie alle rein (kataridzo). Erst jetzt wird deutlich, dass es in dieser Heilungsgeschichte um mehr geht als um körperliche Gesundung und um Wiederaufnahme in das soziale und kultische Leben: Als einer von ihnen seine Heilung (iáomai) entdeckt, ist er davon überzeugt, dass Gott an ihm gehandelt hat.
Er erfährt seine Heilung als Heil (sódzo), als Einladung zum vollen, personalen Glauben. Er folgt diesem Impuls und kehrt allein zu Jesus zurück. Er preist Gott mit lauter Stimme. Dann wirft er sich Jesus zu Füßen und dankt ihm. Im Verhalten dieses unbekannten Fremden (allogenés) liegt die Pointe der Erzählung: Alle zehn Aussätzigen machen dieselbe Erfahrung, aber nur einer entdeckt in dem, was mit ihm geschieht, dass Gott ihn angerührt hat. Er erfährt, „dass man Gott nicht anders mehr ehren kann, als indem man zu Jesus umkehrt und ihm dankt“ (Fuller). Gott hat sein Heilswirken ein für alle Mal an ihn gebunden (vgl. Apg 4, 12).
So findet der Glaube über das Schreien um Erbarmen, über das Hören und Tun seines Wortes in Lobpreis, Dank und Anbetung zu seiner vollen Gestalt. Die anderen begnügen sich mit Riten (sieben Tage lang). Betont wird gesagt: „Und dieser (Mann) war ein Samariter“. Neben dem barmherzigen Samariter (Lk 10, 30–37) gibt Jesus den dankbar lobpreisenden Samariter seinen orthodoxen Zuhörern als Vorbild gläubiger Existenz.
Peter Köster SJ (Theologe, geistlicher Lehrer, * 1936), aus: Ders., Das Lukas-Evangelium – Orientierung am Weg Jesu. Eine geistliche Auslegung auf fachexegetischer Grundlage, 204–205, © EOS Verlag, St. Ottilien 2004