Wolfgang Amadeus Mozart hatte klare Vorgaben, wie lang eine Messe sein durfte, trotzdem entstand die überbordende große Messvertonung in c-moll, wenn auch unvollendet.
Johann Sebastian Bach hatte als evangelischer Thomaskantor erst echt keine Verwendung für seine monumentale h-moll-Messe. Und dennoch entstanden die Werke, fast immer waren sie das beste, zu dem der Komponist sich fähig sah.
Auch Ludwig van Beethoven verwendete für seine Missa solemnis große Mühen, für einen liturgischen Einsatz war aber auch sie viel zu lang.
Das Phänomen, große Messvertonungen nur zur Ehre Gottes und vielleicht als Demonstration der eigenen Fähigkeiten zu schreiben, trat aber auch bei heute weniger bekannten Komponisten auf.
Luigi Cherubin war ein Zeitgenosse Beethovens, wurde von diesem sehr geschätzt und war seinerzeit für seine Kirchenmusik, aber auch für seine Opern bekannt.
Wenn der Komponist dem Fürsten zu teuer wird
Seine "Missa solemnis in d-moll" bringt es auf eine Länge von 78 Minuten. Er schrieb sie im Jahr 1811 zu Ehren des österreichischen Fürsten Esterhazy. Allerdings geriet der bald in finanzielle Schwierigkeiten und konnte sich die Dienste des damals berühmten Komponisten nicht leisten. So dauerte es mehr als zehn Jahre, bis die Missa solemnis aufgeführt wurde. Allerdings wurde sie entweder nur in Teilen oder im Konzertsaal zunächst aufgeführt, da die Länge für die meisten Eucharistiefeiern schlicht zu lang war.
Aber immerhin gab es mehrere Aufführungen der Messe, zunächst in Paris, dann in Wien und Dresden. Eine Uraufführung der gesamten h-moll-Messe von Bach hat es nach derzeitiger Quellenlage zu Lebzeiten von Johann Sebastian Bach nicht gegeben. Cherubinis Missa solemnis wurde sogar zu einem recht beliebten Werk, ehe dann das Interesse erlosch und erst seit den 1980er Jahren es wieder zu vermehrten - konzertanten - Aufführungen gekommen ist.
In der Sendung Musica im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingen am Sonntagabend das Kyrie und Gloria aus der Missa solemnis von Luigi Cherubini ab 20 Uhr.