DOMRADIO.DE: In Castel Gandolfo findet diese Woche ein Klimaforum statt. Arnold Schwarzenegger ist auch vor Ort. Wie sehr hat die Kirche das Thema Klimawandel aktuell im Blick?
Eva Maria Welskop-Deffaa (Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes): Wir sind im Jubiläumsjahr von "Laudato Si". An dieser Stelle können wir nochmal Dank sagen an Papst Franziskus. Er hat mit einer großen visionären Kraft und politischen Energie dafür gesorgt, dass wir international die Verabredungen haben, die wir haben. Ich glaube, ohne ihn wäre das Pariser Klimaabkommen nicht zustande gekommen.
Ich bin in hohem Maße dankbar, dass jetzt Papst Leo XIV. offenkundig diese Mission auch zu seiner macht. Ich glaube, wir werden angesichts der großen Polarisierungen, die wir erleben, international keine Chance haben, diesen Geist der Klimaverantwortung in die Zukunft zu tragen, ohne dass die Kirche weiterhin hier ihre Stimme erhebt.
DOMRADIO.DE: Das diesjährige Klimaform im Erzbistum Köln nimmt Sozialimmobilien in den Blick. Da spielen Wohlfahrtsverbände eine große Rolle. Welche Rolle kann die Caritas da spielen?
Welskop-Deffaa: Wir haben als Deutscher Caritasverband vor einigen Jahren auf Bundesebene beschlossen, dass wir in unseren Einrichtungen und Diensten bis 2030 klimaneutral werden wollen. Daher sind wir sehr dankbar, dass hier in Köln schon zum dritten Mal das Klimaforum stattfindet. So können wir in einzelnen Handlungsbereichen konkret überlegen, was getan werden muss, damit wir dieses Ziel erreichen.
Das Thema "Gebäude" in diesem Jahr ist sicher eine zentrale Stellschraube. In der Wohlfahrtspflege sind 100.000 Gebäude in deren Eigentum, die für die Pflege, Kitas oder Krankenhäuser genutzt werden. Die machen von ihrer Masse her schon einen Unterschied, gerade, weil das Thema "Gebäude" gerade politisch so stark im Fokus ist. Ab 2027 soll in Europa eine CO₂-Bepreisung für den Gebäude- und den Mobilitätsbereich kommen.
Wir sagen, es ist richtig, dass diese Bepreisung kommt, aber sie muss von Anfang an, sozial gedacht werden. Das heißt, wir müssen dafür sorgen, dass die sozialen Einrichtungen in die Lage versetzt werden, Investitionen zu tätigen. Zudem müssen sich die Menschen, die in sozial bedrängten Lebenssituationen sind, ihre Miete weiterhin leisten können.
DOMRADIO.DE: Auf einem kirchlichen Tagungshaus mit Hotelbetrieb ist eine Photovoltaikanlage drauf, die Sozialverbände tun sich dahingegen noch schwer, eine solche Anlage auf eine Altenpflegeeinrichtung zu bauen. Wo liegen da auch politisch die Hindernisse?
Welskop-Deffaa: Das ist nicht so leicht zu verstehen, dass eine katholische Hoteleinrichtung das mit der Solaranlage schnell hinbekommt und wir uns in den Pflegeeinrichtungen damit schwerer tun. Das hängt mit Folgendem zusammen: Wenn wir es schaffen, den Strom günstiger zu produzieren, dann können wir bei unseren Geldgebern, Krankenkassen oder Landschaftsverbänden, die unsere Regelsätze finanzieren, nur die tatsächlichen Kosten geltend machen.
Das heißt, die Investitionskosten müssen wir selbst erbringen. Die Einsparungen durch einen niedrigeren Strompreis, die können wir nicht zur "Amortisation" (Anm. d. Red.: schrittweise Rückzahlung) nutzen. Daran muss sich etwas ändern. Dafür müssen die Sozialgesetzbücher angepasst werden. Das ist eine der größeren Schrauben, an denen wir heute drehen.
Das ist eine Aufgabe, die nur im Zusammenspiel von Bund und Kommunen gelingen kann. Klimapolitik kann nur dann gelingen, wenn sie ebenenübergreifend funktioniert. Das fängt in Brüssel an, hört aber auf der örtlichen Ebene nicht auf.
Das Interview führte Alexander Foxius.