DOMRADIO.DE: Eine ganze Schule fährt nach Rom. Wer kommt denn auf solche Ideen?
Nina Lüchtefeld (Stellvertretende Schulleiterin der CJD Christophorusschule in Versmold): Ja, das ist schon verrückt. Wir wollten gern etwas für die Gemeinschaft tun und sind vor einigen Jahren nach der Corona-Zeit mit der ganzen Schule für einen Tag nach Köln gefahren. Unser Jugendkammerchor hat dort schon im Dom gesungen. Da kam dann die Idee auf, dass wir mit allen nach Rom fahren.
DOMRADIO.DE: Sie sind mit 19 Reisebussen unterwegs. Da brauchen Sie ja ein eigenes Ärzteteam bei der Menge an Schülerinnen und Schülern, oder?
Lüchtefeld: Richtig. Wir haben zwei Ärzte, zwei Krankenschwestern und einen Notfallsanitäter dabei sowie alles Notwendige an Medikamenten und alles, was wir sonst so brauchen. Wir konnten hier alle kleinen und großen Wehwehchen versorgen.
DOMRADIO.DE: Musste denn viel versorgt werden?
Lüchtefeld: Es musste schon einiges versorgt werden. Einige brauchen nur ein paar nette Sprüche, eine Umarmung, mal ein Pflaster. Aber wir hatten auch umgeknickte Füße und Personen, die eine Infusion brauchten, weil es doch sehr warm war.
DOMRADIO.DE: Was ist mit Heimweh bei den Kleineren und zu viel Alkohol bei den etwas Größeren? Da gibt es wahrscheinlich eine große Bandbreite, oder?
Lüchtefeld: Das stimmt. Heimweh bei den Kleinen ist natürlich schon mal da. Da braucht man ein bisschen Zuwendung, mal einen Drücker oder ein paar nette Worte. Aber Alkohol war kein Problem.
DOMRADIO.DE: Sie haben die medizinische Versorgung einkalkuliert und für einen Geistlichen haben Sie offenbar auch gesorgt. Sie hatten mit ihm am Sonntag einen Schulgottesdienst in St. Paul vor den Mauern, in der Hauptbasilika, oder?
Lüchtefeld: Das ist richtig. Ich habe unseren Pastor Rüdiger Schwulst auch neben mir sitzen.
Pfr. Martin Hufelschulte (Seelsorger): Wir hatten das Glück, dass wir in St. Paul vor den Mauern eine Heilige Messe mit der gesamten Schule zelebrieren konnten. Das war ein besonderes Erlebnis, mit all den Schülern an diesem entscheidenden Ort eine Heilige Messe zu feiern und im Heiligen Jahr als Pilger der Hoffnung unterwegs zu sein.
DOMRADIO.DE: Wie war das für Sie und die Schüler?
Hufelschulte: Für mich war es total erhebend an diesem Ort den Gottesdienst zu feiern. Für die Schüler war es einfach ein schönes Gemeinschaftserlebnis, als gesamte Schule in dieser großen Kirche zu sein. Das war etwas Besonderes.
DOMRADIO.DE: Frau Lüchtefeld, im Petersdom haben Sie sogar gemeinsam gesungen. Was war da los?
Lüchtefeld: Gemeinsam muss ich ein bisschen einschränken. Unser Jugendkammerchor hat eine Mittagsvesper im Vatikan musikalisch begleiten dürfen. Es war nicht mehr die ganze Schule anwesend, weil wir schon auf dem Weg zum Kolosseum waren. Aber es war ein tolles Erlebnis für diesen Chor, dort zu sein und singen zu dürfen.
DOMRADIO.DE: Am Mittwoch hatten Sie noch einen ganz besonderen Programmpunkt, denn Papst Leo XIV. hat Sie empfangen. Wie war das?
Lüchtefeld: Das war großartig. Ich selbst war nicht dabei, aber unser Schulleiter Karsten Jochmann und die pädagogische Leiterin, die zusammen mit mir und Herrn Jochmann das Programm geplant hat, waren dabei. Sie hatten die große Ehre.
DOMRADIO.DE: Wer nach Rom reist, plant nicht unbedingt so ein umfangreiches katholisches Programm wie Sie. Warum ist dieser Schwerpunkt dem Christophorus-Gymnasium so wichtig?
Lüchtefeld: Wir sind ökumenisch ausgerichtet. Wir sind ein christliches Gymnasium, ein christliches Jugenddorfwerk Deutschlands. Wenn wir schon in Rom sind, wollen wir gerade diese großen Bereiche mit abdecken und den Petersdom sehen. Und dass der Chor dort singen durfte, wollten wir natürlich nicht verwehren.
DOMRADIO.DE: Jetzt dürfen Sie gerne noch Bilanz ziehen. Wie fällt die nach vermutlich sehr anstrengenden und heißen Tagen in Rom aus?
Lüchtefeld: Die Bilanz fällt sehr positiv aus. Es ist schon sehr anstrengend. Alle sind müde und ich schätze, die Rückfahrt ist deutlich ruhiger als die Hinfahrt. Gestern hatten wir noch eine Abenddisco. Es war ein tolles Gefühl. Ich glaube, viele Kinder fahren wirklich glücklich nach Hause.
DOMRADIO.DE: Sie alle brauchen jetzt erst mal Urlaub, oder?
Lüchtefeld: Das wäre schön. Aber leider funktioniert das nicht. Wir gucken mal, wer Montag wieder um 8 Uhr in der Schule sitzt.
Das Interview führte Carsten Döpp.