DOMRADIO.DE: War das ein Betriebsausflug oder war das echtes Pilgern?
Beate Steger (Pilger-Expertin): Es hat als Betriebsausflug angefangen und endete mit Pilgern. Ich hätte das wirklich nicht gedacht, dass man das in eineinhalb, zwei Tagen schaffen kann. Aber durch die Strecke und durch den Zusammenhalt, den wir auch entwickeln mussten, durch das, was wir uns vorgenommen hatten auf der Strecke, ist es tatsächlich echtes Pilgern geworden.
DOMRADIO.DE: Wie anspruchsvoll war die Strecke? Das macht ja einen Unterschied, je nachdem, wie fit die Personen sind, ob man gemeinsam gehen kann oder sich aneinander anpassen muss.
Steger: Der Anfang war noch ganz normal. Wir sind in Molsheim im Elsass gestartet und hatten dort am Bahnhof die Autos gelassen und sind dann losgelaufen. Leider Gottes kam am Ende des Tages die große Anstrengung, nämlich hoch auf den Odilienberg.
Ich glaube, da kamen wir dann schon alle an unsere Grenzen. Das war tatsächlich ein wahnsinnig langer Aufstieg durch den Wald. Da gab es auch keine Möglichkeit zu sagen, wer jetzt nicht mehr kann, kann mit dem Bus oder dem Taxi weiter. Das war einfach nicht möglich.
Wir haben eine Kollegin, die leidet an Diabetes, die hatte das eigentlich super im Griff. Allerdings ist der Blutzucker wirklich immer wieder runter und sie musste dann mit Traubenzucker-Päckchen nachhelfen, die sie mithatte. Dann ist ein anderer Kollege eingesprungen und hat die letzten Meter ihren Rucksack vorne getragen, seinen Rucksack hinten. Er ist dann wie ein Marsmännchen aussehend hochmarschiert. Es war wirklich ein Wahnsinns-Zusammenhalt.
DOMRADIO.DE: Haben sich Grüppchen gebildet und man hat sich an bestimmten Stellen wieder verabredet? Oder ist das wirklich gemeinsam pilgern?
Steger: Wir haben schon versucht gemeinsam zu pilgern. Aber wir haben zum Beispiel auch bewusst eine Schweigezeit eingebaut, denn wir wollten mit Impulsen zwischendrin auch ein echtes Pilgergefühl erzeugen.
Unser Geschäftsführer Marco Fraleoni ist auch ein Achtsamkeitscoach und er hat zum Beispiel das Schweigen angeleitet und auch nach 45 Minuten wieder ausgeleitet mit einer Redestabrunde.
Es hat teilweise an diesem Tag geregnet und das Schöne war, wir haben das Schweigen begonnen an einer Kirche und auch wieder beendet an einer Kirche, jeweils mit einer Mariengrotte. Und als wir am Ende an der Kirche angekommen sind, fing es an zu regnen und die Kirche war geöffnet. Das war fast schon mystisch.
DOMRADIO.DE: Wie war die Tour inhaltlich ausgerichtet? Gab es auch ein gemeinsames Thema oder eine Art inhaltliches Ziel?
Steger: Eigentlich nicht. Es stand unter dem Motto "Der Pilger pilgert". Wir wollten das einfach mal machen, weil wir so viel übers Pilgern schreiben, wir reden übers Pilgern, überall geht es ums Pilgern.
Deswegen sollte jetzt die Erfahrung an erster Stelle stehen, weil viele von der Redaktion oder vom Verlag noch gar nicht die Gelegenheit hatten, selbst pilgern zu gehen. Das war das Motto, wir pilgern, "Der Pilger pilgert".
DOMRADIO.DE: Das Magazin "Der Pilger" und die Redakteurinnen und Redakteure waren gemeinsam auf dem Odilienberg im Elsass und haben diese gemeinsame Pilgertour, wie es sich anhört, dann doch sehr genossen.
Steger: Auf jeden Fall! Vor allen Dingen auch, weil wir auf dem Odilienberg übernachten konnten. Das war natürlich ein sensationelles Erlebnis. Ich kenne den Odilienberg nur völlig überfüllt mit ganz vielen Menschen, die den besuchen. Abends hat man den dann fast für sich alleine.
Wir haben uns noch eine kleine ruhige Stelle gesucht und Kerzen angezündet, haben gemeinsam Taizé-Lieder gesungen. Das war wirklich eine runde Geschichte und die ruft nach Wiederholung. Es waren alle so begeistert, dass wir gesagt haben, Betriebsausflüge in Zukunft sind auf jeden Fall Pilgerausflüge.
Das Interview führte Dagmar Peters.