Theologe Bauer sieht bei Kirk-Gedenkfeier häretische Gotteslästerungen

"Da hört für mich jede Toleranz auf"

Christian Bauer nennt das Kirk-Gedenken einen "politischen Missbrauch einer Tragödie". Anders als behauptet, seien keine christlichen Werte propagiert worden. Der deutsche Theologe warnt vor den Folgen des "diabolischen" Geschehens.

Dan Beazley steht mit einem Kreuz bei einer Gedenkfeier für den rechtskonservativen Aktivisten Charlie Kirk im State Farm Stadium / © John Locher/AP (dpa)
Dan Beazley steht mit einem Kreuz bei einer Gedenkfeier für den rechtskonservativen Aktivisten Charlie Kirk im State Farm Stadium / © John Locher/AP ( dpa )

Als "politischen Missbrauch einer Tragödie" hat der Münsteraner Theologe Christian Bauer die Gedenkfeier für Charlie Kirk bezeichnet. Dem kirchlichen Onlineportal "Kirche und Leben" sagte er am Dienstag, er habe es "sehr befremdlich" gefunden, "wie massiv die unbestreitbare Tragödie, das Verbrechen des Mordes an Charlie Kirk, da instrumentalisiert wurde".

Keine christliche Werte propagiert

Mit Charlie Kirk werde zu Unrecht ein Rassist religiös überhöht. Er sei von der Überlegenheit der Weißen überzeugt gewesen und sei als christlicher Nationalist und Anti-Transgender-Aktivist tätig gewesen. "Es gibt da eindeutige Aussagen von ihm. Das hat mit dem christlichen Evangelium nichts zu tun", sagte Bauer. 

Ein Foto des konservativen Aktivisten Charlie Kirk ist auf einem großen Bildschirm während der Trauerfeier im State Farm Stadium zu sehen. / © John Locher/AP/dpa (dpa)
Ein Foto des konservativen Aktivisten Charlie Kirk ist auf einem großen Bildschirm während der Trauerfeier im State Farm Stadium zu sehen. / © John Locher/AP/dpa ( dpa )

Vergleiche von Kirk mit dem Apostel Paulus oder mit Mose seien "theologisch hoch problematisch", erklärte der Theologe. "Der Gipfel für mich war, dass jemand sagte, Charlie Kirk sei 'für uns alle gestorben'." Das beziehe sich auf Jesus am Kreuz: "Es ist eine häretische Gotteslästerung, einen Rassisten mit Jesus zu identifizieren. Für solche Vergleiche fehlt theologisch jede Basis."

Bei der Trauerfeier seien nicht Kirks christliche Werte propagiert worden. Stattdessen habe Trumps stellvertretender Stabschef Stephen Miller davon gesprochen, dass durch den Mord an Charlie Kirk ein "Drache" aufgeweckt worden sei. "Und dann, mit Anklängen an Joseph Goebbels: 'Wir sind der Sturm.'", sagte Bauer. Auch Trumps Bekenntnis, dass er seine Gegner hasse, habe nichts mit Jesus zu tun.

Diabolisches Geschehen

Das Geschehen nach dem Mord an Charlie Kirk bezeichnet Bauer als "im Wortsinn diabolisch", denn der Teufel sei der, der alles durcheinander wirft. "Alles geht hier durcheinander: echte Trauer, religiöse Sprache und politische Instrumentalisierung", erklärte er.

US-Präsident Donald Trump spricht bei der Trauerfeier für Charlie Kirk am 21. September 2025 im State Farm Stadium in Glendale. / © Julia Demaree Nikhinson/AP (dpa)
US-Präsident Donald Trump spricht bei der Trauerfeier für Charlie Kirk am 21. September 2025 im State Farm Stadium in Glendale. / © Julia Demaree Nikhinson/AP ( dpa )

Bauer warnt vor wachsendem Einfluss rechtskatholischer und politisch extrem rechter Kreise auch in Europa: "Ich denke, dass schon heute mehr Theologiestudierende auf der Welt Robert Barron als Karl Rahner lesen. Auch das trägt zu einer Verharmlosung der Ultra-Rechten bei." Der jüngst in Münster ausgezeichnete US-Bischof Barron habe nach der Trauerfeier von einer erfüllenden "spirituellen Erfahrung" gesprochen. "Da hört für mich jede Toleranz auf", sagte Bauer.

Die katholische Kirche in den USA

Die römisch-katholische Kirche ist die größte Glaubensgemeinschaft der USA, denn die Protestanten teilen sich in verschiedene Konfessionen. Ein knappes Viertel der US-Amerikaner ist katholisch, die meisten Katholiken leben im Nordosten und im Südwesten. Genaue Zahlen sind schwierig, weil in den USA der Wechsel einer Konfession sehr häufig vorkommt.

Die katholische Kirche in den USA / © rawf8 (shutterstock)
Die katholische Kirche in den USA / © rawf8 ( shutterstock )
Quelle:
KNA