China schränkt digitale Religionsfreiheit ein

Geistliche im Visier

Sie lassen keine künstliche Intelligenz für religiöse Inhalte im Internet zu und keine Online-Predigten über private Social-Media-Accounts. China erlässt neue Regeln für Geistliche verschiedener Religionen - mit weitreichenden Folgen.

Große Halle des Volkes in China / © testing (shutterstock)
Große Halle des Volkes in China / © testing ( shutterstock )

Chinas kommunistisches Regime hat umfassende neue Vorschriften zur Kontrolle des Online-Verhaltens von Geistlichen erlassen. Die Nutzung privater Social-Media-Konten, Livestreams, Chat-Gruppen oder informeller Foren sei zur Verbreitung religiöser Lehren künftig verboten, berichtet das Onlineportal Bitter Winter (Freitag).

Kein Einsatz von KI für religiöse Inhalte

Die Regeln gelten demnach für alle in China tätigen Geistlichen, einschließlich derer aus Hongkong, Macau, Taiwan und auch für ausländische Geistliche, heißt es weiter in dem Bericht des italienischen Magazins für Religionsfreiheit und Menschenrechte in China. Online-Predigten und Religionsunterricht seien nur über Plattformen zugelassen, die von registrierten religiösen Organisationen wie Tempel, Kirchen und Seminaren mit einer staatlichen Lizenz für Internet-Religionsinformationsdienste betrieben werden.

Geistliche dürfen laut den neuen Regeln der Nationalen Verwaltung für religiöse Angelegenheiten demnach auch keine generative KI zur Produktion oder Verbreitung religiöser Inhalte nutzen. Ebenfalls verboten sei Unterstützung von oder Teilnahme an "religiöser Infiltration aus dem Ausland". Die Verbotsliste beinhalte auch das Ansprechen von Minderjährigen sowie Spendensammlungen, den Verkauf religiöser Waren oder eine Vermarktung religiöser Aktivitäten im Internet.

Strafrechtliche Ahndung möglich

Verstöße können dem Bericht zufolge mit Entzug der Genehmigung für religiöse Betätigungen, mit der Schließung von Online-Konten sowie auch strafrechtlich geahndet werden. Plattformen könnten verpflichtet werden, betreffende Konten einzuschränken, zu verwarnen oder zu schließen.

Katholische Kirche in China

Rund zehn Millionen der knapp 1,4 Milliarden Einwohner der Volksrepublik China sind laut Expertenschätzungen Katholiken; die Behörden verzeichnen jedoch offiziell lediglich gut sechs Millionen. Das US-Forschungsinstitut Pew geht von neun Millionen aus. Als kleine Minderheit haben die Katholiken mit rund 100 Diözesen dennoch landesweit funktionierende Kirchenstrukturen.

Menschen beten am 13. Januar 2019 vor der Kirche Xishiku in Peking (China). / © Gilles Sabrie (KNA)
Menschen beten am 13. Januar 2019 vor der Kirche Xishiku in Peking (China). / © Gilles Sabrie ( KNA )
Quelle:
KNA