Jury kürt Siegerentwurf zum Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge

"Würdevoller architektonischer Ausdruck"

Die Hamburger Bornplatzsynagoge, einst eines der größten jüdischen Gotteshäuser Deutschlands, wird wieder aufgebaut und soll zu alter Größe zurückkehren. In einem Wettbewerb konnten sich Architekten aus Leipzig und Berlin durchsetzen.

Philipp Stricharz, 1. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg, zeigt auf ein historisches Foto der Hamburger Bornplatzsynagoge / © Christiane Bosch (dpa)
Philipp Stricharz, 1. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg, zeigt auf ein historisches Foto der Hamburger Bornplatzsynagoge / © Christiane Bosch ( dpa )

Der Siegerentwurf zum Wiederaufbau der Hamburger Bornplatzsynagoge steht fest. Die Jury des Architekturwettbewerbs stimmte für die Ideen eines Planungsteams aus den Büros Schulz und Schulz Architekten (Leipzig), Haberland Architekten und Pola Landschaftsarchitekten (beide Berlin), wie der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg am Freitag mitteilte. Insgesamt hatten an dem Wettbewerb 25 nationale und internationale Teams teilgenommen. Der Entwurf überzeugt laut Jury durch einen würdevollen architektonischen Ausdruck und gibt der historischen Synagoge ihren angestammten Platz in der Stadt zurück.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hamburg, Philipp Stricharz, lobte den Siegerentwurf für kluge und zukunftsweisende Konzepte: "Für die Rekonstruktion, unsere künftige Nutzung und den verantwortungsvollen Umgang mit Offenheit einerseits und notwendiger Prävention andererseits."

Zentraler Ort jüdischen Lebens

Der erste Bürgermeister von Hamburg, Peter Tschentscher (SPD), erklärte, der Wiederaufbau sei ein wichtiges Projekt zur Stärkung jüdischen Lebens in der Hansestadt. Es gehe darum, "einen zentralen Ort für das jüdische Leben und die jüdische Kultur in unserer Stadt zu schaffen".

Im Jahr 2022 war eine Machbarkeitsstudie vorgestellt worden, die mehrere Modelle für den Wiederaufbau der Synagoge enthält. Das 1906 eröffnete Gebäude am Bornplatz, dem heutigen Joseph-Carlebach-Platz, war das größte jüdische Gotteshaus Norddeutschlands. Im Zuge der November-Pogrome von 1938 wurde der neoromanische Kuppelbau von den Nazis verwüstet und später abgerissen. Um die Synagoge wieder aufzubauen, hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages im November 2023 über 13 Millionen Euro bewilligt.

Juden in Deutschland

Jüdisches Leben auf dem Gebiet der Bundesrepublik gibt es seit mehr als 1.700 Jahren. Der älteste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahr 321 aus Köln. Vor der nationalsozialistischen Machtergreifung lebten 1933 auf dem Gebiet des Deutschen Reiches rund 570.000 Juden. In der Folge des Holocaust wurden etwa 180.000 von ihnen ermordet, sehr viele flohen. 1950 gab es nur noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Eine Zukunft jüdischen Lebens im Land der Täter schien unwahrscheinlich und war innerjüdisch umstritten.

Ein jüdischer Mann mit einer Kippa / © Nelson Antoine (shutterstock)
Ein jüdischer Mann mit einer Kippa / © Nelson Antoine ( shutterstock )
Quelle:
KNA