Wie stand es bei Päpsten um die erste Liebe?

"Päpste sind keine geschlechtslosen Wesen"

Ob Papst Franziskus, Benedikt XVI. oder Pius XII., sie alle waren schon mal verliebt. Daraus machten sie auch kein Geheimnis, sagt Vatikanexperte Ulrich Nersinger. Ein Blick zum "Tag der ersten Liebe" in die Kirchengeschichte.

Papst Franziskus am 25. April 2024 auf dem Petersplatz im Vatikan. Im Hintergrund eine Fahne mit der Aufschrift "Ti amo" (dt. Ich liebe dich) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus am 25. April 2024 auf dem Petersplatz im Vatikan. Im Hintergrund eine Fahne mit der Aufschrift "Ti amo" (dt. Ich liebe dich) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was weiß man über die erste Liebe der Päpste?

Vatikanexperte und Buchautor Ulrich Nersinger. (EWTN)
Vatikanexperte und Buchautor Ulrich Nersinger. / ( EWTN )

Ulrich Nersinger (Vatikan-Experte): Man könnte das für eine zu delikate Frage halten, aber ich denke, das ist sie eigentlich nicht. Denn Päpste sind keine geschlechtslosen Wesen. Wenn man in die jüngere Geschichte schaut, sehen wir da einige sehr schöne Sachen. 

So war zum Beispiel der 1878 verstorbene Pius IX. als junger Mann im Jahr 1814 in eine gewisse Giacinta Marchetti verliebt. Das war lange vor seiner Priesterweihe. Ursprünglich wollte er Offizier werden, konnte das aber aufgrund seiner gesundheitlichen Kondition nicht, und hat sich dann erst später fürs Priestertum entschieden. Er war übrigens ein hervorragender Tänzer. Das wird sogar in seinem Seligsprechungsprozess erwähnt.

DOMRADIO.DE: Wen haben Sie noch gefunden? 

Nersinger: Gehen wir direkt weiter zu Pius XII., da wissen wir, dass er als Jugendlicher für eine entfernte Cousine geschwärmt hat, für die er sogar ein Gedicht verfasst hat. Das Gedicht habe ich leider nicht gefunden, das scheint auch nicht auffindbar zu sein, aber es ist trotzdem eine schöne Sache. 

Papst Johannes Paul II. im Jahr 1987 / © N.N. (KNA)
Papst Johannes Paul II. im Jahr 1987 / © N.N. ( KNA )

Dann haben wir natürlich Johannes Paul II., von dem wir wissen, dass er Freundinnen hatte. Aber seine Freundinnen, von denen wir sicher wissen, sind erst in den späteren Jahren da gewesen. Wir wissen daher nicht, ob jemand von denen die erste Liebe war. Das waren aber natürlich Freundschaften, die rein platonisch liefen.

Ulrich Nersinger

"Selbst Benedikt XVI. war schon mal verliebt."

Über Benedikt XVI. berichtet sein Biograf Peter Seewald zum Beispiel, dass er sich während des Studiums unsterblich in eine Kommilitonin verliebt habe. Also selbst Benedikt XVI. war schon mal verliebt.

DOMRADIO.DE: Wie hat der Vatikan das gehandhabt? Wurde das Thema eher verschwiegen? 

Nersinger: Das hängt auch ein bisschen von der Zeit ab. In ganz frühen Jahren war das kein so großes Geheimnis und man hat sich darüber auch nicht echauffiert. Es ist etwas später gekommen, dass man versucht hat, dies etwas zu kaschieren, weil man das für anstößig hielt: Sowas fragt man nicht, das haben Päpste nicht gehabt. 

Das kam aber weniger von den Päpsten selbst, als von der Umgebung. Damals war man doch sehr distanziert und man hat auch immer versucht, dies etwas "herunterzufahren" oder ganz zu verschweigen. 

Ulrich Nersinger

"Da sind die Päpste doch relativ offen gewesen."

DOMRADIO.DE: Wie sind die Päpste selbst damit umgegangen? Mit der ersten Liebe, mit der Liebe überhaupt?

Nersinger: Ich denke sehr offen. Wir können das auch beim Vorgänger von Leo XIV. sehen. Papst Franziskus ist in seiner Autobiografie sehr ausführlich auf seine erste Liebe, auf sein erstes Verliebtsein eingegangen. Da sind die Päpste doch relativ offen gewesen.

Das Interview führte Carsten Döpp. 

Papst

Der Name "Papst" (lateinisch "papa") ist ein Ehrentitel. Er wurde bis zum siebten Jahrhundert allen Bischöfen gegeben, dann aber immer stärker für den Bischof von Rom reserviert. Sie hätten also zurecht sagen können "Wir sind Papst!". Als Bischof von Rom und damit Nachfolger des Apostels Petrus ist der Papst Stellvertreter Christi, Leiter der Gesamtkirche und Haupt des Bischofskollegiums. Gleichzeitig ist er als "Chef" des Vatikanstaates auch Staatsoberhaupt.

Der Ring des Papstes, der Fischerring. Hier an der Hand von Papst Benedikt XVI. (KNA)
Der Ring des Papstes, der Fischerring. Hier an der Hand von Papst Benedikt XVI. / ( KNA )
Quelle:
DR

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