Trotz der angespannten Lage im Nahen Osten hat am Montag das 52. Theologische Studienjahr in Jerusalem begonnen. An dem achtmonatigen Programm über Bibelkunde, Archäologie, Ökumene, Ostkirchenkunde, Judaismus und Islam nehmen diesmal zehn deutsche Studierende teil, drei katholische und sieben evangelische.
Veranstalter des vom Deutschen Akademischen Austauschdienst geförderten Programm ist die Benediktiner-Abtei Dormitio am Rand der Jerusalemer Altstadt. Die Stelle des Studiendekans teilt sich erstmals ein Ehepaar: die Freiburger Neutestamentlerin Friederike Eichhorn-Remmel und der Dogmatiker Daniel Remmel.
Nach dem Ausbruch des Zwölf-Tage-Kriegs zwischen Israel und dem Iran Mitte Juni musste das 52. Jerusalemer Studienjahr um acht Wochen verschoben werden. Mit zehn Studierenden ist es das kleinste Lehrjahr bisher; normalerweise nimmt die doppelte Anzahl teil. Das Programm samt den mehrtägigen Exkursionen nach Galiläa, in die Negev-Wüste und nach Jordanien werde sich aber nicht ändern, erklärten die Dekane der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Allerdings müsse bei Tagesausflügen in Jerusalem und ins Westjordanland nach der aktuellen Lage entschieden werden; denn derzeit gilt für das Westjordanland eine deutsche Reisewarnung. Die angefragten Gastprofessoren, die aus dem deutschen Sprachraum für einen Lehr-Block nach Jerusalem kämen, hätten trotz der Lage alle zugesagt. Das gelte ebenso für die Dozenten aus dem Land, von hiesigen Universitäten und Instituten, auch aus Judentum und Islam, die zu Lehrveranstaltungen eingeladen werden.
"Brennender und aktueller denn je"
Als Grund für die kleine Teilnehmergruppe nennt die Dekanin die aktuelle politische Lage, aber auch die rückläufigen Zahlen von Theologie-Studierenden. Das Lehrprogramm dürfte daher besonders intensiv sein, ohne dass die Studierenden mehr Referate als gewöhnlich halten müssten.
Ein Studienjahr mit theologischer und archäologischer Arbeit in Jerusalem sei unter den Krisenbedingungen "brennender und aktueller denn je", sagt Eichhorn-Remmel. Die Situation sei herausfordernd und mache die eigene Verantwortung von deutschsprachigen Studierenden der Theologie so wertvoll. Natürlich könne man unter den aktuellen Bedingungen nicht alles umsetzen. Aber es sei "eine besonders verantwortungsvolle und intensive Auseinandersetzung".
"Wie ein kleines Wunder"
Dormitio-Abt Nikodemus Schnabel bezeichnete das Studienjahr 2025/26 angesichts der angespannten Lage und der deutschen Reisewarnungen "wie ein kleines Wunder, als starkes Zeichen unter schwierigsten Bedingungen". Es sei nicht das erste Kriegsstudienjahr in Jerusalem.
Schnabel: "Die bisherigen Teilnehmer waren sehr zufrieden und dankbar, gerade weil alles intensiver wird: Theologie erhält im Angesicht des Krieges eine ganz andere Tiefendimension."
Als großartiges Signal bezeichnete Schnabel die Entscheidung, dass sich erstmals ein Ehepaar in der Leitung des Studienjahres teile.
"Das Studienjahr in der Dormitio erlebt uns als Mönche, als zölibatär lebende Priester. Da ist es spannend zu erleben, dass Theologie hier jetzt auch von Familie betrieben wird." Denn Theologie könne man nicht vom Leben trennen. "Und unsere Studierenden können Theologie hier in verschiedenen Lebensmodellen erleben", so der Abt.