DOMRADIO.DE: Ging es in dem Kurs mehr um Liturgie oder um Verwaltung?
Bischof Klaus Krämer (Bistum Rottenburg-Stuttgart): Ich würde sagen, weder noch. Der Schwerpunkt lag auf der Spiritualität des Bischofsamtes und pastoralen Aspekten. Es ging aber vor allem auch darum, mit wichtigen Persönlichkeiten aus den verschiedenen Dikasterien in Kontakt zu kommen, mit denen wir regelmäßig in Kontakt stehen. Wichtig war auch, dass wir untereinander in Kontakt kommen.
In dem Kurs kamen 120 Bischöfe aus der ganzen Welt zusammen. Das war eine große Gruppe. Zeitgleich war eine zweite Gruppe mit 80 Bischöfen in Rom, die zum Dikasterium für die Evangelisierung der Völker gehören. Viele von ihnen kamen aus Afrika und Asien, da stand die Kommunikation und das Gespräch untereinander stark im Vordergrund.
DOMRADIO.DE: Sie waren früher Präsident des katholischen Hilfswerks missio. Die internationale Vielfalt mit 200 weiteren Bischöfen dürfte Ihnen gefallen haben, oder?
Krämer: Für mich war es sehr schön, weil ich sehr viele ehemalige Projektpartner getroffen habe. missio vereint Afrika, Asien und Ozeanien mit allen Kontinenten. Ich habe auch einen Bischof getroffen, den ich kurz vorher in Jordanien besucht hatte. Einige äthiopische Bischöfe waren anwesend, die ich Ende dieses Jahres noch sehen werde. Das war ein sehr familiäres Zusammenleben.
DOMRADIO.DE: Papst Leo XIV. hielt eine Ansprache. Musste er schnell wieder weg?
Krämer: Nein, ganz im Gegenteil. Wir haben ihn schon bei der Heiligsprechung von Carlo Acutis am Sonntag getroffen. Das hat er sehr locker gemacht. Er ist eine Viertelstunde vor dem Gottesdienst einfach rausgegangen, hat die Menschen begrüßt und einige Hinweise gegeben. Das hat es so im Vatikan auch noch nicht gegeben.
Für uns Bischöfe hat er sich einen ganzen Vormittag Zeit genommen. Wir waren von neun bis etwa halb eins mit ihm zusammen. Zwei Stunden davon waren ein intensives Gespräch, in dem er einen ansprechenden Impuls gegeben hat. Durch alle Themenbereiche hindurch hat er sehr präsent und klug geantwortet. Das hat uns alle sehr beeindruckt.
DOMRADIO.DE: Viele sehen in der Synodalität, also in der Mitbestimmung, einen Zukunftsweg der Kirche. Wie positionieren Sie sich da?
Krämer: Synodalität ist das neue Leitungsmodell für die katholische Kirche. Das ist deutlich geworden. Wir haben eine intensive Runde gehabt, auch mit dem Präfekten des Dikasterium für die Glaubenslehre, Kardinal Fernandes, in einer großen Runde gemeinsam mit Bischöfen aus Lateinamerika und Afrika.
Der Präsident von SECAM, der Afrikanische Bischofskonferenz sowie der Vorsitzende der brasilianischen Bischofskonferenz haben ihre Vorstellung von Synodalität dargestellt. Man sieht, dass es sehr unterschiedliche Stile und auch Ungleichzeitigkeiten gibt, aber es ist klar, dass die Synodalität das Führungsmodell sein wird. Und auf diesem Weg sind wir auch.
DOMRADIO.DE: Ein großes Thema für alle Diözesen ist der Umgang mit Missbrauch und die Frage nach guter Prävention. Welche Schritte halten Sie für besonders wichtig, wenn es um Safeguarding, also Schutz, geht?
Krämer: Besonders wichtig ist die Prävention und die Ausbildung in diesem Bereich. Es soll ein Verhalten implementiert werden, das solche Dinge künftig auf ein Minimum reduziert. Es unmöglich zu machen, wird wohl leider nicht gelingen. In Deutschland sind wir schon gute Wege gegangen und formen das Institut für Kinderschutz in Rom stark, das von Pater Zollner geleitet wird.
Das ist die Herausforderung, vor der die Kirche insgesamt steht. Wir sollten alles tun, damit wir da gute Schritte vorangehen.
Das Interview führte Carsten Döpp.