Früherer Präses und EKD-Ratsvorsitzender Kock stirbt mit 88 Jahren

Ein ausgleichender Moderator

Manfred Kock ist tot. Er war von 1997 bis 2003 EKD-Ratsvorsitzender und Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Wichtige Themen seiner Amtszeit waren der ökumenische Dialog sowie die Zuwanderung und der Wandel des Sozialstaates.

Manfred Kock  / ©  Jörn Neumann (epd)
Manfred Kock / © Jörn Neumann ( epd )

Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und rheinische Präses Manfred Kock ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 88 Jahren, wie die Evangelische Kirche in Köln und Region am Freitag mitteilte.

Wichtige Themen seiner Amtszeit waren neben dem ökumenischen Dialog und dem Verhältnis von Christen und Juden die Friedensethik und die Medizin- und Bioethik sowie die Zuwanderung und der Wandel des Sozialstaates. Er galt in seinen kirchlichen Leitungsämtern stets als ausgleichender Moderator.

"Herausragende Persönlichkeit"

Der aktuelle Präses der rheinischen Kirche, Thorsten Latzel, würdigte Kock als Menschen mit verbindendem Wesen und großer theologischer Weisheit. In seinen Ämtern habe er das Evangelium verständlich und einladend zu den Menschen gebracht. "Manfred Kock repräsentierte mit klarer Haltung die evangelische Kirche in der Öffentlichkeit, beförderte die ökumenische Gemeinschaft und scheute nicht davor zurück, sich auch in gesellschaftlich brisante Debatten einzubringen", so Latzel.

Die amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs, erinnerte an Kock als "herausragende Persönlichkeit des Protestantismus". In gesellschaftlichen Debatten habe er Akzente gesetzt und damit Orientierung gegeben. "In ökumenischer Offenheit und als Brückenbauer par excellence auch zwischen Kirche, Politik und Gesellschaft hat er viel Segen gewirkt", so Fehrs.

Urgestein der Ökumene

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, nannte Kock ein Urgestein der Ökumene. Wie kaum ein anderer habe dieser die Entwicklungen im ökumenischen Dialog erlebt, so Bätzing in seinem Beileidsschreiben an die EKD. Unermüdlich habe sich Kock etwa für die ökumenische Woche für das Leben eingesetzt.

"Dabei scheute er vor klaren theologischen Positionen ebenso wenig zurück, wie er gleichzeitig immer wieder sichtbare und nachhaltige ökumenische Brücken zu den anderen Konfessionen baute", so Bätzing.

Eine Karriere mit überraschenden Wendungen

Geboren wurde Kock am 14. September 1936 in Burgsteinfurt im Münsterland. Nach dem Abitur studierte er Theologie in Bielefeld-Bethel, Münster und Tübingen. In einer Bergarbeitergemeinde in Recklinghausen trat er 1962 seine erste Pfarrstelle an. Kock wechselte 1970 als Jugendpfarrer nach Köln, wo er bis zuletzt mit seiner Frau Gisela lebte. Er wurde Gemeindepfarrer, später Superintendent, und rückte schließlich 1988 an die Spitze des Kölner Stadtkirchenverbands.

Nach dem plötzlichen Tod des damaligen rheinischen Präses Peter Beier wurde er 1996 zum leitenden Geistlichen der rheinischen Landeskirche gewählt. Im November 1997 folgte überraschend auch seine Wahl zum Vorsitzenden des Rates, des höchsten Entscheidungsgremiums der EKD. Von 1988 bis 1992 und von 1994 bis 1998 war Kock Synodenpräses der Evangelischen Kirche der Union (EKU).

Mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

Der Theologe hatte zudem zahlreiche Ehrenämter inne. Bis zuletzt stieg er weiter regelmäßig auf die Kanzel, hielt vereinzelt Vorträge und äußerte sich immer wieder öffentlich zu aktuellen Themen in Kirche und Gesellschaft. Für seine Verdienste erhielt er unter anderem das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband und den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Kock war Vater von drei Kindern und Großvater von sechs Enkeln.

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist die Gemeinschaft der 20 evangelischen Landeskirchen in der Bundesrepublik. Wichtigste Leitungsgremien sind die EKD-Synode mit ihren Mitgliedern, die Kirchenkonferenz mit Vertretern der Landeskirchen sowie der aus ehrenamtlichen Mitgliedern bestehende Rat. Sitz des EKD-Kirchenamtes ist Hannover.

Synode der EKD / © Norbert Neetz (epd)
Synode der EKD / © Norbert Neetz ( epd )
Quelle:
epd , KNA