Wer an diesem Sonntag wie auch am Vorabend die Heilige Messe mitfeiert, wird sich über die liturgische Farbe Rot wundern. Dort, wo das verantwortliche Personal zuvor in das Direktorium geschaut hat und sich auch gewissenhaft an diese Vorgaben hält, wird nämlich nicht der 24. Sonntag im Jahreskreis, sondern die Heilige Messe vom Fest Kreuzerhöhung gefeiert.
Nicht geprägte Sonntage, also die liturgisch grün gefärbten im Jahreskreis, werden durch sämtliche Hochfeste verdrängt, stehen aber über den Festen der Heiligen. Doch es gibt vier datumsgebundene Feste im Kirchenjahr, die als Herrenfeste gelten und daher über dem gewöhnlichen Sonntag stehen: das Fest der Darstellung des Herrn am 2. Februar, das Fest der Verklärung des Herrn am 6. August, das Fest der Kreuzerhöhung am 14. September und der Weihetag der Lateranbasilika am 9. November.
Fallen diese Feste auf einen Sonntag im Jahreskreis, entfällt dieser und das Fest beginnt mit der Ersten Vesper am Samstagabend, sodass es auch eine Vorabendmesse gibt. Wegen des Sonntags enthält die Messliturgie dann auch zwei Schriftlesungen vor dem Evangelium und das Glaubensbekenntnis, was wochentags nicht der Fall wäre. Die werktags zur Auswahl stehenden Schriftlesungen aus dem Buch Numeri und dem Philipperbrief sind beide zu nehmen und auch das Glaubensbekenntnis wird gesprochen bzw. gesungen.
Auffindung durch Kaisermutter Helena
Das Fest Kreuzerhöhung geht in seinen Ursprüngen auf den Bau der Grabeskirche in Jerusalem unter Kaiser Konstantin zurück. Der Legende nach soll das Kreuz Jesu Christi durch Kaisermutter Helena am 13. September des Jahres 326 aufgefunden worden sein. Neun Jahre später wurde an diesem Datum die Grabeskirche geweiht, am folgenden Tag in ihr das Kreuz aufgerichtet und dem Volk gezeigt. Diese Erhöhung wurde daraufhin jedes Jahr am 14. September begangen und bildete bei der Kreuzverehrung eine Art Gegenpol zum Karfreitag.
Als im Jahr 614 die Truppen des Perserkönigs Chosrau II. in Jerusalem einfielen, wurde die Grabeskirche zerstört und die Kreuzreliquie verschleppt. Nachdem aber der oströmische Kaiser Herakleios 627 Chosrau II. besiegt hatte, brachte er im Folgejahr das zurückgewonnene Kreuz zunächst nach Konstantinopel und später wieder nach Jerusalem. Ob es dort verblieb oder später doch wieder ins damals sicherere Konstantinopel zurückgebracht wurde, ist nicht ganz klar.
Vielerorts Verehrung von Kreuzreliquien
Sicher ist nur, dass in den darauffolgenden Jahrhunderten viele Kreuzreliquien an vielen Orten verehrt wurden, sodass alle zusammengefasst einen ganzen Wald bilden müssten. Die größten heute bekannten Kreuzreliquien befinden sich im Vatikan, auf dem Berg Athos, in Brüssel, Venedig, Gent, Paris und Limburg.
Während in Jerusalem das Fest der Kreuzerhöhung seinen Ursprung hat, wurde es im 7. Jahrhundert von Rom übernommen und auf den 14. September festgelegt. An diesem Tag werden auch in der Westkirche vielerorts Kreuzreliquien verehrt. Die Hymnen in der Stundenliturgie ("Pange lingua" und "Vexilla regis") am Fest Kreuzerhöhung sind dieselben wie in der Karwoche, welche aus der Feder des Dichters und Bischofs von Poitiers Venantius Fortunatus stammen. Mancherorts wird im Vesperhymnus "Vexilla regis" in der bekannten fünften Strophe "O crux, ave, spes unica" die Passage "hoc passionis tempore" am Fest Kreuzerhöhung durch "in hac triumphi gloria" ersetzt.
Hinweis der Redaktion: Der Text zum Fest Kreuzerhöhung wurde für den 14.09.2024 geschrieben und der liturgischen Situation in diesem Jahr entsprechend angepasst.