Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat nach Ansicht des katholischen Militärbischofs Franz-Josef Overbeck die Bundeswehr verändert. "Das gilt sowohl in ihrem Selbstverständnis, als auch in ihrer Art und Weise, zu arbeiten und sich aufzustellen für einen möglichen Angriffskrieg Russlands", sagte Overbeck der Deutschen Welle am Montag.
Das sei überall Thema, nicht nur in der Bundeswehr und in der Militärseelsorge, sondern auch gesamtgesellschaftlich. "Und die Gespräche sind immer verbunden mit sehr vielen Ängsten und großen Sorgen, aber eben auch mit praktischen Fragen."
"Die Situation des Krieges als solches ist uns so nahe gekommen, wie wir das alle nie gedacht hätten", so der Essener Bischof. Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine träfen zwei politische und gesellschaftliche Systeme aufeinander. "Unser System, das für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit steht", gelte es zu stärken und zu verteidigen.
Beistand für Schwerstverwundete
Im Fall einer Landes- und Bündnisverteidigung würde die Militärseelsorge die Soldaten begleiten, führte Overbeck aus. Die katholische Seite habe dafür zurzeit etwa 75 Priester und Pastoral- und Gemeindereferenten, die evangelische Seite etwa 100 Pfarrerinnen und Pfarrer und die jüdische Seite 10 Rabbiner. Zwar sei das eine überschaubare Größe.
"Aber bei einem solchen möglicherweise schrecklichen Unterfangen müssen wir bei ethischen Fragen Beistand leisten und schlicht und ergreifend bei den Soldaten sein, auch bei Schwerstverwundeten."
Zudem müssten die Kirchen gewisse Vorbereitungen treffen, im Hinterland den Familien beizustehen - "bis hin zur Begleitung von Familien, die ihre Lieben verlieren oder nichts mehr von deren Verbleib erfahren", so der Bischof. Die Militärseelsorge könne aber nicht alles managen. Nötig sei dann eine Zusammenarbeit von Landeskommandos der Bundesländer, Hilfsorganisationen, Wohlfahrtsverbänden, Kommunen, Vereinen und Kirchengemeinden vor Ort.