Nachdem eine Mehrheit der Mönche den 91 Jahre alten Abt Damianos für abgesetzt erklärt hat, hat der Griechisch-Orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., den Abt-Erzbischof zu einer außerordentlichen Versammlung der Heiligen Synode nach Jerusalem einbestellt. Wie aus einem jetzt in Jerusalem bekanntgewordenen Schreiben des Patriarchen hervorgeht, soll das Treffen Sonntag stattfinden.
Patriarch fordert Erklärung zu "kanonischen und sonstigen Vergehen"
Damianos solle sich zu "kanonischen und sonstigen Vergehen" erklären, heißt es in dem allgemein gehaltenen Brief, der auf den 21. August datiert. Der Abt habe "sowohl den Vätern des Heiligen Klosters am Sinai als auch dem gesamten Leib Christi, nämlich der Kirche" Anstoß gegeben.
Patriarch Theophilos III. forderte Damianos auf, die aus dem Kloster vertriebenen Mönchen zu beschwichtigen und alle Unruhestifter zu entfernen.
Gegen Damianos, der dem Kloster am Fuß des Mosesberges seit 52 Jahren vorsteht, hatte es seit geraumer Zeit von Seiten einiger Mönche Kritik gegeben, die eine Spaltung innerhalb des Klosters auslöste.
Manche hielten ihm eine autoritäre und inkonsequente Klosterleitung vor, zumal er viel Zeit außerhalb des Klosters in Kairo verbringe. Offenbar stehen auch interne Meinungsverschiedenheiten über die Finanzverwaltung im Hintergrund. Der Streit eskalierte laut Medienberichten in tätlicher Gewalt.
Jerusalem pocht auf Zuständigkeit
Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel unter Bartholomaios I., der den Ehrenvorsitz unter den orthodoxen Patriarchen führt, hatte am 29. August Damianos als rechtmäßigen Abt bestätigt und ihm Rückhalt zugesprochen.
Das Jerusalemer Patriarchat betonte dagegen in einer Pressemitteilung am Sonntag, die kirchenrechtliche Zuständigkeit für das Sinai-Kloster zu besitzen. Es bezeichnete den Abt als abgesetzt und rief den griechischen Staat um Unterstützung an.
Das orthodoxe Katharinenkloster auf dem Sinai, gegründet im 6. Jahrhundert und seitdem ununterbrochen besiedelt, befindet sich derzeit auch in anderer Hinsicht in einer prekären Situation. Der Staat Ägypten erhebt Besitzansprüche auf das Terrain, wobei umstritten scheint, ob das Kloster selbst oder nur weiter entlegene Flächen davon betroffen sind.