Der Trierer Bischof Ackermann erklärte am Mittwoch, die Seligsprechung sei eine Bestärkung für die Katholiken in Estland. Erzbischof Eduard Profittlich (1890-1942) habe "ein unglaublich aktuelles Zeugnis" gegeben. Es zeige, "dass Nationalität im Christsein eine untergeordnete Rolle spielt, dass nationalistische Grenzen aus dem Glauben heraus überwunden werden können".
Der Jesuit Profittlich wurde 1890 im rheinland-pfälzischen Birresdorf - dem heutigen Grafschaft - geboren. Das Seligsprechungsverfahren für den 1942 als Märtyrer in sowjetischer Gefangenschaft gestorbenen Apostolischen Administrator in Estland war 2003 eröffnet worden.
Es ist die erste Seligsprechung in der Geschichte Estlands, wie der katholische Bischof von Tallinn, Philippe Jourdan, mitteilte.
Jesuitengeneral: Profittlich "unermüdlich"
Der Leiter des weltweiten Jesuitenordens, Pater Arturo Sosa, schrieb laut dem katholischen Internetmagazin "eKAI" in einem Brief an seine Mitbrüder, Profittlich habe "unermüdlich für die Entwicklung der estnischen Kirche" gearbeitet.
Er habe den Bau von Kirchen vorangetrieben, Bücher und religiöse Materialien verbreitet, die Ökumene mit protestantischen und orthodoxen Kirchen gefördert und sich um Familien und Jugendliche sowie um Erwachsenenbildung gekümmert. "Unser jesuitischer Mitbruder wurde schnell bekannt durch seine Predigten sowie durch seine theologischen und seelsorglichen Schriften", so der Jesuitengeneral.
Die Seligsprechungsfeier um 11:00 Uhr auf dem Freiheitsplatz in Tallinn leitet der emeritierte Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, als päpstlicher Legat. Die Seligsprechung wird im Internet live übertragen.
Bischof Ackermann in Tallinn
An den Feierlichkeiten in Tallinn, die vom 4. bis 7. September dauern, nimmt auch eine Delegation aus dem Bistum Trier teil.
Bischof Stephan Ackermann werde unter anderem begleitet von Tim Sturm, dem Regens des Trierer Priesterseminars, und Thorsten Hoffmann, dem Leiter der Diözesanstelle Weltkirche. Auch Alexander Burg, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Grafschaft, werde mit einigen Gemeindemitgliedern vor Ort sein.
Profittlich wirkte ab 1930 als Gemeindepfarrer in Tallinn
Ab Mai 1931 leitete er als Apostolischer Administrator die katholische Kirche in Estland, das 1940 von der Sowjetunion annektiert wurde. 1936 wurde Profittlich in Tallinn zum Bischof geweiht und erhielt den Titel eines Erzbischofs. Nach der sowjetischen Besetzung blieb er im Land, wurde 1941 verhaftet und zum Tod durch Erschießung verurteilt. 1942 starb er im sowjetischen Gefängnis von Kirov (heute Russland), bevor das Urteil vollstreckt werden konnte. Papst Franziskus hatte 2024 sein Martyrium anerkannt.