Kardinal Turkson kritisiert Klimawandel-Leugner in der Kirche

"Wer an Gott glaubt, glaubt an den Schöpfer"

Kurienkardinal Peter Turkson sieht beim Thema Ökologie innerhalb der Kirche sowohl Fortschritte als auch Rückschritte. In einem Interview sagte er, dass er auch Bischöfe und Priester kenne, die den Klimawandel leugnen.

Kardinal Peter Turkson / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Peter Turkson / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Gleichzeitig engagierten sich jedoch viele Menschen mit großer Leidenschaft für den Schutz der Schöpfung. Ein Christ, der die Schöpfung nicht achte oder gar ausbeute, "lebt nicht im Einklang mit seinem Glauben", betonte Turkson. Er äußerte sich am Mittwoch gegenüber der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". 

Symbolbild Klimawandel / © Scott Book (shutterstock)

Wichtig sei die Enzyklika "Laudato Si" von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015. Sie sei weit mehr als ein religiöser Text, so der Kardinal. Das Lehrschreiben vereine wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte. "Die Glaubwürdigkeit des Dokuments ist unbestritten. Aber macht das auch jene glaubwürdig, die es vertreten? Teils ja, teils nein", sagte Turkson.

Ökologie bedeutend für Christen

Die ökologische Frage sei für gläubige Menschen von zentraler Bedeutung, erklärte Turkson: "Wer an Gott glaubt, glaubt an den Schöpfer. Und wer Gott als Schöpfer verehrt, kann nicht gleichzeitig seine Schöpfung missachten oder zerstören." Die Schöpfung selbst sei ein Lobpreis Gottes.

Auch die Liturgie sei durchdrungen von Elementen der Natur: "Womit taufen wir? Mit Wasser - einem Geschenk der Natur. Woraus besteht die Eucharistie? Aus Brot und Wein - ebenfalls Früchte der Erde. Unsere Sakramente sind tief mit der Schöpfung verbunden. Wie könnten wir also diese Elemente nutzen, um Gott zu verehren, und gleichzeitig die Schöpfung gering schätzen?"

Aufruf zur Umkehr und zu einem Wandel des Herzens

Die Klimakrise betreffe die gesamte Menschheit, betonte der Kardinal. Viele Menschen verstünden Klimawandel vor allem als Frage lokaler Anpassung oder Schadensbegrenzung. "Laudato Si" aber rufe vor allem zur Umkehr und zu einem Wandel des Herzens auf. 

"Es gilt, die eigene Haltung in vielen Bereichen zu ändern, um den Klimawandel wirklich zu bewältigen", so Turkson. Neben Anpassung und Schadensbegrenzung brauche es auch einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel.

Zudem müsse ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen Interessen und ökologischer Verantwortung gefunden werden. "Es darf nicht sein, dass das Streben nach Profit die Lebensgrundlagen zerstört", warnte Turkson. "Wir brauchen beides: eine funktionierende Wirtschaft und eine intakte Umwelt. Aber das eine darf nicht auf Kosten des anderen gehen."

Enzyklika "Laudato si"

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet. Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen.

Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA