missio appelliert mit Papstsegen für eine saubere Umwelt in Ghana

Ein Kreuz aus Schrott

Papst Leo XIV. hat im Vatikan eine Delegation von missio Aachen empfangen. Dabei hat er ein besonderes Kreuz gesegnet, das aus Elektroschrott in Ghana gefertigt wurde. Gregor von Fürstenberg von missio Aachen war mit beim Papst.

Autor/in:
Tobias Fricke
Papst Leo XIV. betrachtet ein Kreuz aus Elektroschrott des Künstlers Till-Martin Köster, präsentiert von Gregor von Fürstenberg (l.), Vizepräsident des katholischen Hilfswerks Missio / © Antoine Mekary/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. betrachtet ein Kreuz aus Elektroschrott des Künstlers Till-Martin Köster, präsentiert von Gregor von Fürstenberg (l.), Vizepräsident des katholischen Hilfswerks Missio / © Antoine Mekary/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Aus was besteht das Kreuz, das Sie dem Papst mitgebracht haben?

Gregor von Fürstenberg, Vizepräsident des Internationalen kirchlichen Missionswerks Missio, besucht am 22. September 2024 Frauen im "Camp der alten Frauen" nahe Gushiegu (Ghana) / © Harald Oppitz (KNA)
Gregor von Fürstenberg, Vizepräsident des Internationalen kirchlichen Missionswerks Missio, besucht am 22. September 2024 Frauen im "Camp der alten Frauen" nahe Gushiegu (Ghana) / © Harald Oppitz ( KNA )

Dr. Gregor Freiherr von Fürstenberg (Vizepräsident von missio Aachen): Wir haben dem Papst ein Kreuz mitgebracht, das aus Schrott gemacht worden ist. Die eine Seite ist aus Messing hergestellt. 

Das Messing stammt aus den Rohren einer Klimaanlage, die in Agbogbloshie in Ghana recycelt wird.

Gregor von Fürstenberg

"Mit diesem Kreuz wollen wir darauf aufmerksam machen, dass es nicht sein kann, dass Elektroschrott aus Europa zu einem großen Teil wieder nach Afrika geht."

Auf der anderen Seite des Kreuzes hat ein deutscher Künstler Handys in Acryl eingegossen. Das sind Handys, die aus Deutschland stammen, auf dunklen Kanälen nach Ghana gewandert sind und da recycelt werden sollen. Mit diesem Kreuz wollen wir darauf aufmerksam machen, dass es nicht sein kann, dass Elektroschrott aus Europa zu einem großen Teil wieder nach Afrika, nach Agbogbloshie in Ghana, geht.

Gregor von Fürstenberg

"Mitten drin leben die Familien im Dreck, leben die Kinder und spielen im Dreck."

DOMRADIO.DE: Es ist nicht nur eine Halde, sondern ein Stadtteil von der Hauptstadt.

von Fürstenberg: Ich war wirklich geschockt, als ich da gewesen bin. Es ist unvorstellbar: Mitten in der Stadt und wunderschön gelegen ist eine riesige Müllhalde. Dort arbeiten ungefähr 6.000 Menschen. Ich bin über diese Müllhalde gegangen und die Schuhe habe ich danach in Deutschland nicht wieder sauber gekriegt. 

Es hat fürchterlich gestunken und die Leute machen dort ihre Recyclingarbeit mit den einfachsten Mitteln. Um das Kupfer aus den Kupferkabeln herauszukriegen, zünden Sie diese Kabel mit Styropor an. Damit brennen sie das Gummi ab, das die Ummantelung des Kupfers ist. 

Man kann sich ungefähr vorstellen, wie das riecht und wie die schwarzen Rauchwolken über Agbogbloshie aussehen. Mitten drin leben die Familien im Dreck, leben die Kinder und spielen im Dreck.

Gregor von Fürstenberg

"Um auf diesen Teufelskreis aufmerksam zu machen, haben wir den Papst gebeten, das Kreuz zu segnen."

DOMRADIO.DE: Der Papst hat das Kreuz jedoch nicht entgegengenommen und behalten. Was haben Sie mit diesem Kreuz vor?

von Fürstenberg: Wir haben den Papst gebeten, dieses Kreuz zu segnen, weil wir momentan mit dem Kreuz auf Tournee sind. Wir wollen mit dem Kreuz auf die Ungerechtigkeit in der Welt aufmerksam machen. Für unsere Handys kommen viele Mineralien häufig aus dem Kongo und finanzieren dort den Bürgerkrieg. 

Dann werden sie von uns hier in Deutschland genutzt. Nach zwei, drei, vier oder fünf Jahren, wie lange auch immer, verschwinden sie entweder in der Schublade in Deutschland oder werden nur zu einem sehr geringen Teil zum Recycling überführt. 

Viele von diesen Handys landen dann wieder in Agbogbloshie in Ghana und werden dort auf diese unmenschliche Art und Weise recycelt. Um auf diesen Teufelskreis aufmerksam zu machen, haben wir den Papst gebeten, das Kreuz zu segnen. Das hat er auch gemacht.

Papst Leo XIV. betrachtet ein Kreuz aus Elektroschrott, präsentiert von Schwester Mercy Benson, Ordensschwester der Steyler Missionsschwestern in Ghana, und Gregor von Fürstenberg (m.), Vizepräsident des katholischen Hilfswerks Missio, bei der Generalaudienz im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. betrachtet ein Kreuz aus Elektroschrott, präsentiert von Schwester Mercy Benson, Ordensschwester der Steyler Missionsschwestern in Ghana, und Gregor von Fürstenberg (m.), Vizepräsident des katholischen Hilfswerks Missio, bei der Generalaudienz im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Ein Wort noch zu Ihrer Begegnung mit dem Papst. Wie war es für Sie, den neuen Papst persönlich zu treffen?

von Fürstenberg: Das war sehr bewegend. Er hat direkt in seiner Katechese, die er immer am Anfang hält, über die leidvollen Erfahrungen gesprochen, die zu einer neuen Hoffnung werden können. Genau das ist die Botschaft von unserem Kreuz. 

Es ist eine leidvolle Erfahrung, von der Schwester Mercy Benson aus Ghana, die mit uns dabei war, berichtet hat. Daraus entsteht die Hoffnung, dass es besser wird, dass wir unsere Recyclingquote in Europa erhöhen können und dass die Menschen in Ghana zukünftig in einer sauberen Umwelt leben dürfen.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Das Hilfswerk missio

Das Internationale Katholische Missionswerk missio mit Sitz in Aachen und München ist eines von weltweit mehr als 100 Päpstlichen Missionswerken. Missio München ist das Missionswerk der bayerischen, missio Aachen das der anderen deutschen Bistümer. Das Wort missio kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Sendung.

 (KNA)
Quelle:
DR

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