Alarmanlagen und Videotechnik – Kirchengemeinden ergreifen Maßnahmen gegen Vandalismus. Neben Kontrollen durch Ehrenamtliche setzen sie auf Überwachungstechnik und bauliche Sicherungen wie Gitter, um ihre Gebäude zu schützen. Das ergab eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den insgesamt 20 evangelischen Landeskirchen und 27 katholischen Bistümern in Deutschland.
Demnach bleiben Einbrüche, Diebstähle, Zerstörungen und Beschaffungskriminalität eine anhaltende Belastung. Umfassende Zahlen zu einer Zu- oder Abnahme der Delikte konnten die meisten Kirchen jedoch nicht angeben, weil diese nicht zentral erfasst werden.
Vielfältige Sicherungsmaßnahmen
Die möglichen Sicherungsmaßnahmen sind vielfältig. Im Zuge von Umbauten können Sicherheitsglas oder verstärkte Türen eingesetzt werden, Opferstöcke können diebstahlsicher gestaltet werden. Anti-Graffiti-Beschichtungen an den Fassaden kommen ebenfalls zum Einsatz.
Der Geschäftsführer des Versicherungsdienstleisters Ecclesia mit Sitz in Detmold, Lutz Dettmer, beobachtet keine Zunahme bei Fällen von Zerstörungswut in Kirchen. "Dass in Kirchen eingedrungen und etwa ein Opferstock aufgebrochen wird, das passiert selten", sagte er dem epd. Die Ecclesia wird von einem Großteil der Landeskirchen und Bistümer in Deutschland über Einbruchdiebstähle in Kirchengebäuden in Kenntnis gesetzt, nicht aber über andere Akte von Vandalismus wie eingeworfene Kirchenfenster oder Graffiti.
Große Schäden durch Vandalismus
Vandalismus an Kirchen in Deutschland reicht von Graffiti und eingeritzten Hakenkreuzen bis hin zu Brandstiftungen. Im Juli war durch Brandstiftung ein Feuer in Deutschlands größter Holzkirche in Clausthal-Zellerfeld ausgelöst worden. Fassade und Dachstuhl wurden beschädigt.
Hohe Schäden entstehen insbesondere durch aufgebrochene Opferstöcke. Dabei werden mitunter auch Wertgegenstände wie Altarschmuck, Kerzenständer, Altarbibeln, Kollektenkästen oder technische Geräte entwendet. Zudem berichten Gemeinden von Glasschäden an Fenstern und Schaukästen sowie von Beschädigungen an Feldkapellen. Insgesamt zählen Sachbeschädigungen, Diebstähle sowie Verunreinigungen, auch durch Fäkalien, zu den häufigsten Delikten. Ebenfalls genannt wurden politisch oder religiös motivierte Schmierereien.
Rückmeldungen aus den Kirchen
Einige Bistümer und Landeskirchen nehmen aber durchaus eine Zunahme von Respektlosigkeit und mutwilligen Beschädigungen wahr. Im Erzbistum Paderborn wurden zwischen dem 1. August 2024 und dem 31. Juli 2025 insgesamt 65 Schadenfälle mit Bezug auf mutwillige Sachbeschädigung gemeldet, darunter 21 Gebäudebeschädigungen und 23 Fälle von Vandalismus. Die Schadensumme belief sich auf rund 104.000 Euro. Im Jahr 2014 waren lediglich zehn Schadensfälle erfasst worden, die Schadenssumme lag damals bei rund 21.500 Euro.
Fälle von Vandalismus kämen in den Kirchengemeinden immer wieder vor und würden diese in Einzelfällen sehr empfindlich treffen, erklärte die Evangelische Kirche von Westfalen. Bei den Kirchengemeinden der Lippischen Landeskirche gab es nach Angaben der Landeskirche bislang keine Fälle. Die Evangelische Kirche im Rheinland verwies darauf, dass Schäden in den Kirchengemeinden nicht zentral erfasst würden.
Das Bistum Aachen nannte als Schäden in erster Linie Sachbeschädigungen wie aufgebrochene oder beschädigte Türen sowie eingeschlagene Fenster. Das Bistum Trier erklärte, dass Vandalismus in Kirchen in unterschiedlichen Ausprägungen und mit unterschiedlichen Schäden immer wieder vorkämen.
Zunehmende Unwissenheit oder Respektlosigkeit
Im Erzbistum Köln und im Bistum Regensburg sieht man zunehmend Lust an der Beschädigung in sakralen Räumen. Aus der Pressestelle des Erzbistums Köln hieß es, grundsätzlich scheine eine gewisse Unwissenheit oder Respektlosigkeit gegenüber sakralen Gebäuden und Gegenständen zuzunehmen. Es sei zudem erkennbar, dass sich Diebstähle im Zusammenhang mit Beschaffungskriminalität in Kirchen und Kapellen häuften.
In Regensburg beobachtet man zudem Übergriffe wie das Umstoßen von Heiligenfiguren oder Kerzenständern, das Urinieren in Kirchenräumen, das Köpfen von Madonnenfiguren oder das Abbrechen von Hirtenstäben bei Heiligenfiguren.
Als Folge werden Kirchen vielfach nur noch zu Gottesdienstzeiten oder in Anwesenheit ehrenamtlicher Aufseher geöffnet, ansonsten sind sie verschlossen. Das entspreche aber nicht dem Prinzip eines Ortes des Gebets, der den Menschen offen stehen solle, erklärte ein Sprecher und zitierte einen Ausspruch des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer: "Die beste Alarmanlage ist der Beter!"