Die Blutbuche war im November 2024 gepflanzt worden, um als "lebendiges und markantes Zeichen" an das Leid der Betroffenen von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche zu erinnern.
"Was bewegt jemanden dazu, ein Zeichen des Gedenkens und der Solidarität mit Betroffenen zu zerstören? Welche Botschaft soll damit gesendet werden - und an wen?", fragt das Seelsorgeteam jetzt. Es verstehe nicht, ob der Vandalismus Ablehnung, Provokation, Schmerz oder Unverständnis ausdrücken solle. Diese Unklarheit mache betroffen und nachdenklich.
Erinnerung an geschehenes Leid
"Es ist das dritte Mal, das gezielt der Text unleserlich gemacht worden ist", sagte Propst Stefan Notz gegenüber der Rheinischen Post (Dienstag). Die Gemeinde glaube nicht an einen Jugendstreich, sondern vermute eine Person dahinter, "die offenbar Gesprächsbedarf hat".
Das Seelsorgeteam möchte die Gründe verstehen und lädt den Täter daher zum Gespräch ein - mit Propst Notz, der unabhängigen Präventionsbeauftragten der Propsteigemeinde oder den Präventionsbeauftragten des Bistums Münster. Man hoffe, so die Hintergründe zu erfahren und gemeinsam Wege zu finden, mit dieser Situation umzugehen, heißt es in der Stellungnahme.
Notz erklärte, bei den ersten beiden Vandalismus-Fällen im Frühjahr sei die Gedenktafel kurioserweise bald darauf von Unbekannten wieder gesäubert worden, "und zwar sehr gründlich und professionell". Doch nun sei es an der Zeit, etwas zu tun: "Wir stehen an der Seite der Betroffenen, wir nehmen die Beschädigung dieses Mahnmals nicht einfach hin."
Deshalb solle der Vandalismus-Fall auch zur Anzeige gebracht werden. "Sonst würden die Betroffenen von der Kirche ja wieder im Stich gelassen werden." Sollte sich der Täter melden und seine Beweggründe erklären, würde die Gemeinde auf eine Anzeige verzichten.
Die Blutbuche vor der Wallfahrtskirche Marienbaum ist Teil einer bistumsweiten Aktion zur Erinnerung an den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche im Bistum Münster. Die Pflanzung der Bäume geht auf einen Vorschlag der AG Erinnerungskultur des Bistums zurück, der auch Betroffene angehören. Am Baum erklärt eine Gedenktafel mit einem Text der AG Erinnerungskultur die Aktion.