Moskauer Patriarchat ändert Titel seiner Bischöfe in Afrika

Kirche auf Expansionskurs?

Das Moskauer Patriarchat verfestigt seine Strukturen in Afrika. Wie das Patriarchat mitteilte, wurde beschlossen, die Titel der Bischöfe im afrikanischen Patriarchal-Exarchat zu ändern und darin toponymische Informationen anzugeben.

Symbolbild Orthodoxer Priester / © Mila Drumeva (shutterstock)
Symbolbild Orthodoxer Priester / © Mila Drumeva ( shutterstock )

Der Heilige Synod der russisch-orthodoxen Kirche hat sich Ende Juli in Moskau unter anderem mit der Frage der Bischofstitel in dem von Moskau ausgerufenen afrikanischen Patriarchal-Exarchat befasst. 

Demnach soll der regierende Bischof der nordafrikanischen Diözese den Titel "Kairo und Nordafrika" erhalten, der regierende Bischof der südafrikanischen Diözese den Titel "Johannesburg und Südafrika".

Bistümer neu besetzt

Zugleich wurden auch diese Bistümer besetzt. Der Patriarchalexarch von Afrika und bisherige Metropolit von Zarajsk, Konstantin, wird jetzt Bischof von Kairo und Nordafrika. Die Diözese Südafrika solle weiterhin vorübergehend "vom Metropoliten von Kairo und Nordafrika, Patriarchalexarch von Afrika" erfolgen, hieß es in der Entscheidung des Synod.

Der Expansionskurs der russischen Kirche in Afrika stößt bei anderen orthodoxen Patriarchaten auf Widerstand. So verfügte die Heilige Synode des Patriarchats von Alexandrien Anfang 2024, dem russischem Amtsverwalter des Exarchats von Afrika, Bischof Konstantin (Ostrovskij), die Priesterwürde abzuerkennen. Dies hatte sie auch bei dessen Vorgänger getan. Die beiden Patriarchate von Alexandrien und Moskau pflegen derzeit keine Kirchengemeinschaft.

Das Moskauer Exarchat in Afrika ist höchst umstritten, da die Ausbreitung von den anderen Kirchen nicht anerkannt wird. Der Moskauer Patriarch Kyrill erklärte die alexandrinische Kirche für "schismatisch" und sprach ihr das Recht ab, Afrikaner für die Orthodoxie zu missionieren. Moskau gründete im Dezember 2021 ein eigenes Exarchat für Afrika und breitet sich seither verstärkt auf dem Kontinent aus. Kritiker sehen einen Zusammenhang mit der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Einflussnahme Russlands auf dem Kontinent. Das Patriarchat von Alexandrien betrachtet ganz Afrika weiter als sein alleiniges kanonisches Territorium.

Brisant für Estland und Ukraine

Außerdem erließ der Synod der russischen Kirche in Moskau eine Resolution zur Benennung der kanonischen Teile der russisch-orthodoxen Kirche. Demnach sind ausländische Exarchate und Metropolitane Bezirke verpflichtet, in ihren Selbstbezeichnungen ihre Zugehörigkeit zum Moskauer Patriarchat anzugeben. Das Thema wurde am Beispiel des belarussischen Exarchats diskutiert.

Besonders brisant ist es hingegen für Estland und die Ukraine. Dort wurde die bisher mit Moskau verbundene russische Kirche von staatlicher Seite gedrängt, sich von Moskau und dem Land des Aggressors im Ukraine-Krieg loszusagen und jede Verbindung zum dortigen Patriarchat zu kappen. Dies haben die betreffenden Kirche erklärt, sehen sich aber nach wie vor Kritik und Argwohn der Behörden in Kiew und Tallinn ausgesetzt.

Russisch-orthodoxe Kirche

Die russisch-orthodoxe Kirche ist mit rund 150 Millionen Gläubigen die mit Abstand größte orthodoxe Nationalkirche. In Russland bekennen sich gut zwei Drittel der Bevölkerung zu ihr - etwa 100 Millionen Menschen. Fast alle übrigen früheren Sowjetrepubliken zählt das Moskauer Patriarchat ebenfalls zu seinem kanonischen Territorium.

Russisch-orthodoxe Kirche mit Baugerüst / © Balakate (shutterstock)
Russisch-orthodoxe Kirche mit Baugerüst / © Balakate ( shutterstock )
Quelle:
KNA