Hohe Ehre für einen ehemals anglikanischen Geistlichen: Papst Leo XIV. hat dem heiligen John Henry Newman (1801-1890) den Titel eines Kirchenlehrers verliehen. Bei einer Audienz für Kardinal Marcello Semeraro, Präfekt des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, bestätige Leo die positive Stellungnahme der Kurien-Behörde, wie der Vatikan am Donnerstag mitteilte.
John Henry Newman wurde am 21. Februar 1801 in London geboren und 1825 in Oxford zum Priester der anglikanischen Kirche geweiht. Nach langen inneren Kämpfen konvertierte der inzwischen bekannte Gelehrte 1845 zum Katholizismus. 1847 folgte seine Priesterweihe in Rom. Sein Schritt sorgte in beiden Kirchen für Aufsehen. In der katholischen Kirche entwickelte er eine prägende Rolle als Theologe und später als Kardinal. In England gründete er die Oratorianergemeinschaft. Er starb am 11. August 1890 in Edgbaston, heute Birmingham.
Heiligsprechung durch Franziskus
Anfangs Kritik und Misstrauen ausgesetzt, gilt er inzwischen als eine "Brücke zwischen Anglikanern und Katholiken". 2010 wurde Newman von Benedikt XVI. in Birmingham seliggesprochen. Es war das erste Mal, dass der deutsche Papst eine solche Zeremonie, die er sonst Kardinälen überließ, persönlich vornahm. Im Oktober 2019 folgte Newmans Heiligsprechung durch Papst Franziskus. Dieser würdigte ihn mit einem Zitat: "Der Christ ist heiter, zugänglich, freundlich, sanft, zuvorkommend, lauter, anspruchslos; er kennt keine Verstellung".
Den selten verliehenen Ehrentitel Kirchenlehrer oder Kirchenlehrerin erhalten Theologen und Heilige, denen ein prägender Einfluss auf die Theologie der christlichen Kirche zugesprochen wird. Zu ihnen zählen etwa Gregor der Große, Thomas von Aquin, Bernhard von Clairvaux, Katharina von Siena oder Hildegard von Bingen.