Pfarrei in Xanten zeigt sich über Vandalismus an Gedenktafel entsetzt

Motiv verstehen

Das Seelsorgeteam der Propsteigemeinde in Xanten ist über einen erneuten Fall von Vandalismus erschüttert. Die Gedenktafel an der Trauer-Blutbuche vor der Wallfahrtskirche Marienbaum wurde mit schwarzer Lackfarbe unleserlich gemacht.

Blick auf die Altstadt von Xanten / © Sina Ettmer Photography (shutterstock)
Blick auf die Altstadt von Xanten / © Sina Ettmer Photography ( shutterstock )

Die Blutbuche war im November 2024 gepflanzt worden, um als "lebendiges und markantes Zeichen" an das Leid der Betroffenen von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche zu erinnern. 

"Was bewegt jemanden dazu, ein Zeichen des Gedenkens und der Solidarität mit Betroffenen zu zerstören? Welche Botschaft soll damit gesendet werden - und an wen?", fragt das Seelsorgeteam jetzt. Es verstehe nicht, ob der Vandalismus Ablehnung, Provokation, Schmerz oder Unverständnis ausdrücken solle. Diese Unklarheit mache betroffen und nachdenklich.

Erinnerung an geschehenes Leid

"Es ist das dritte Mal, das gezielt der Text unleserlich gemacht worden ist", sagte Propst Stefan Notz gegenüber der Rheinischen Post (Dienstag). Die Gemeinde glaube nicht an einen Jugendstreich, sondern vermute eine Person dahinter, "die offenbar Gesprächsbedarf hat". 

Das Seelsorgeteam möchte die Gründe verstehen und lädt den Täter daher zum Gespräch ein - mit Propst Notz, der unabhängigen Präventionsbeauftragten der Propsteigemeinde oder den Präventionsbeauftragten des Bistums Münster. Man hoffe, so die Hintergründe zu erfahren und gemeinsam Wege zu finden, mit dieser Situation umzugehen, heißt es in der Stellungnahme.

Notz erklärte, bei den ersten beiden Vandalismus-Fällen im Frühjahr sei die Gedenktafel kurioserweise bald darauf von Unbekannten wieder gesäubert worden, "und zwar sehr gründlich und professionell". Doch nun sei es an der Zeit, etwas zu tun: "Wir stehen an der Seite der Betroffenen, wir nehmen die Beschädigung dieses Mahnmals nicht einfach hin." 

Deshalb solle der Vandalismus-Fall auch zur Anzeige gebracht werden. "Sonst würden die Betroffenen von der Kirche ja wieder im Stich gelassen werden." Sollte sich der Täter melden und seine Beweggründe erklären, würde die Gemeinde auf eine Anzeige verzichten.

Die Blutbuche vor der Wallfahrtskirche Marienbaum ist Teil einer bistumsweiten Aktion zur Erinnerung an den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche im Bistum Münster. Die Pflanzung der Bäume geht auf einen Vorschlag der AG Erinnerungskultur des Bistums zurück, der auch Betroffene angehören. Am Baum erklärt eine Gedenktafel mit einem Text der AG Erinnerungskultur die Aktion.

Vandalismus

Vandalismus bezeichnet eine dem Anschein nach blindwütige Beschädigung oder Verwüstung fremden Eigentums. Geprägt wurde der Begriff in der Französischen Revolution durch Bischof Henri Gregoire von Blois. Der Geistliche prangerte damit 1794 die ausufernde Kunstzerstörung radikaler Gruppen von Arbeitern und Handwerkern an. Das Wort leitet sich ab von einem germanischen Stamm, der im Jahr 455 in Rom einfiel. Die Wendung "wie die Vandalen hausen" ging in den allgemeinen Sprachgebrauch ein.

Vandalismus in Kirchen / © Harald Oppitz (KNA)
Vandalismus in Kirchen / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA