Neues Forschungsprojekt untersucht das Miteinander der Religionen

"DynaRel"

In Hessen entsteht unter Federführung der Frankfurter Goethe-Universität ein Forschungszentrum zu den drei monotheistischen Religionen. Ziel sei, ein verbundenes Forschungszentrum zu den vielfältigen Dynamiken zu etablieren.

Menschen verschiedener Religionen, einige in weißen Gewändern mit weißen Regenschirmen, bei einem interreligiösen Marsch für Frieden in Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Menschen verschiedener Religionen, einige in weißen Gewändern mit weißen Regenschirmen, bei einem interreligiösen Marsch für Frieden in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Das Forschungsprojekt "DynaRel" erhalte für die nächsten vier Jahre Landesmittel in Höhe von 19 Millionen Euro, erläuterte der Frankfurter Theologe und Judaist, Christian Wiese, dem Evangelischen Pressedienst (epd). 

Die drei monotheistischen Religionen haben sich nach den Worten von Wiese in enger räumlicher und religiös-kultureller Nähe zueinander entwickelt und sich bis in die Gegenwart in Dialogen und Konflikten miteinander auseinandergesetzt. Vergleichende Forschung habe die Religionen bisher eher statisch in Abgrenzung voneinander betrachtet. Das Projekt "DynaRel" werde die gegenseitige Einwirkung und Verflochtenheit der Religionen interdisziplinär untersuchen.

Leitend sei dafür das Konzept der "ambivalenten Nachbarschaften", das die Dynamiken von Nähe, Begegnung, Distanz und Gegnerschaft umfasse, sagte der Inhaber der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie und Sprecher des Forschungszentrums.

Gegenstand der Untersuchung sollen nach den Worten des Wissenschaftlers einerseits Konflikte im Spannungsfeld von Religion und Politik und die Instrumentalisierung religiöser Unterschiede für politische Zwecke sein, andererseits auch die Ressourcen der Religionen, um konstruktiv mit religiöser Vielfalt und Verschiedenheit umzugehen. Der Zeitraum solle von der Antike bis in die Einwanderungsgesellschaften der Gegenwart reichen.

Für das Projekt sind nach Wieses Angaben rund 35 Stellen für Mitarbeitende bewilligt worden. Beteiligt seien Forschende von den Theologien und Religionswissenschaften bis zur Archäologie, Soziologie und Politikwissenschaft. Die Universitäten Marburg und Gießen kooperierten mit der Goethe-Universität, mit einer Reihe ausländischer Universitäten sei die Zusammenarbeit vereinbart.

Das Projekt strebe über die Wissenschaft hinaus einen Austausch mit gesellschaftlichen Institutionen an, sagte Wiese. Themen könnten Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Fragen der Migration sein. Die Forschung ziele etwa auch darauf, in Zusammenarbeit mit Bildungsträgern Strategien zur Förderung von interreligiöser Akzeptanz und zur Bekämpfung von Vorurteilen und religiös motiviertem Hass zu entwickeln.

Quelle:
epd