Jesiden gedenken des Völkermords vor elf Jahren

Wunsch nach langfristiger Sicherheit

Die Jesiden in Deutschland erinnern an den Völkermord vor elf Jahren im Nordirak. Elf Jahre nach dem Überfall lebten noch immer Zehntausende Jesiden in Zelten und Notunterkünften, kritisiert der Zentralrat der Eziden.

Angehörige weinen, als die sterblichen Überreste von 41 Jesiden, die in einem Massengrab im Sinjar-Distrikt gefunden wurden (Irak, Bagdad, 2024) / © Ameer Al-Mohammedawi (dpa)
Angehörige weinen, als die sterblichen Überreste von 41 Jesiden, die in einem Massengrab im Sinjar-Distrikt gefunden wurden (Irak, Bagdad, 2024) / © Ameer Al-Mohammedawi ( dpa )

Die zentrale Gedenkveranstaltung finde am 3. August mit nationalen und internationalen Gästen im mittelhessischen Lollar statt, teilte der Zentralrat der Eziden (ZED) am Montag in Lollar mit. Im August 2014 hatten Kämpfer der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) die Sindschar-Region überfallen und Tausende Männer ermordet, Frauen und Kinder versklavt, verschleppt und misshandelt.

Kritik an globaler Gleichgültigkeit

"Dass Überlebende eines anerkannten Genozids nach elf Jahren noch immer in Zelten leben, ist kein tragischer Zufall, sondern Ausdruck struktureller Diskriminierung und globaler Gleichgültigkeit", sagte der ZED-Vorsitzende Irfan Ortac. Besonders kritisch bewerte der ZED das Verhalten der irakischen Zentralregierung. Bagdad komme seiner verfassungsmäßigen Pflicht nicht nach, für die Sicherheit, den Wiederaufbau und die politische Integration der Sindschar-Region zu sorgen.

Die Jesiden fordern die irakische Regierung den Angaben zufolge auf, durch internationale Schutzmechanismen und die Entmilitarisierung der Region ihre langfristige Sicherheit zu garantieren. Die Regierung müsse den Wiederaufbau von Wohnraum und der Versorgungsinfrastruktur im Sindschar-Gebiet vorantreiben und die Rückkehr der Binnenvertriebenen ermöglichen. Von Deutschland und der Europäischen Union fordert der ZED Hilfe beim Wiederaufbau, die Unterstützung rückkehrwilliger Binnenflüchtlinge sowie die "verstärkte Strafverfolgung internationaler Täter".

Das Jesidentum ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln bis 2.000 Jahre vor Christus zurückreichen. Jesiden glauben an Seelenwanderung und Wiedergeburt, besonders verehrt wird der "Engel Pfau" (Tausi Melek).

Jesiden

Das Jesidentum ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln bis 2.000 Jahre vor Christus zurückreichen. Sie nahm Glaubenselemente, Riten und Gebräuche westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie von Juden, Christen und Muslimen auf. 

Jeside wird man ausschließlich durch Geburt, beide Elternteile müssen der Religionsgemeinschaft angehören. Niemand kann übertreten oder bekehrt werden. Bei Ehen mit Nicht-Jesiden verlieren Gläubige ihre Religionszugehörigkeit.

Irak, Lalish: Eine Frau entzündet ein Feuer im Shekadi-Schrein während der Feierlichkeiten des Sommer-Arbaeen-Eids / © Ismael Adnan (dpa)
Irak, Lalish: Eine Frau entzündet ein Feuer im Shekadi-Schrein während der Feierlichkeiten des Sommer-Arbaeen-Eids / © Ismael Adnan ( dpa )
Quelle:
epd