DOMRADIO.DE: Was ist Young Missio?
Johannes Schwarz (Head of Young Missio): Wir sind von den päpstlichen Missionswerken dafür zuständig, die Welt für junge Menschen in Österreich und im deutschsprachigen Raum sichtbar zu machen.
DOMRADIO.DE: Wie kann man sich das Treffen der Influencer im Vatikan vorstellen? Sind vor Ort katholische Influencer aus der ganzen Welt?
Schwarz: Es sind tausend Influencer aus 56 Ländern vor Ort. Es ist beeindruckend, all diese Menschen zu sehen, die in der digitalen Mission arbeiten. Es wird gesagt, wie wichtig die digitale Mission ist. Auch vom Vatikan kommt, dass es ein Missionierungsgebiet ist, in dem man tätig sein muss.
Das sind Gebiete, in denen die Kirche auch tätig sein möchte. Wir kennen das von den Päpstlichen Missionswerken, die vor allem im globalen Süden tätig sind.
Es ist beeindruckend zu sehen, mit welcher Demut diese Menschen das alles machen, wie sie dabei sind. Das sind wunderschöne Begegnungen, die wir dort haben dürfen.
DOMRADIO.DE: Wie vielfältig ist die katholische Influencerszene?
Schwarz: Die ist ziemlich groß und deren Accounts haben unterschiedliche Größen. Wir haben Leute aus Brasilien kennengelernt, die mehrere Millionen Follower haben. Wir im deutschsprachigen Raum sind nicht so groß aufgestellt. Hier sind auch viele Amerikaner, die ich selber erkannt habe, weil man sie online schon gesehen hat.
Es sind tolle Begegnungen und großartige Leute. Am Ende ist es aber immer schön zu hören, dass es Jesus ist, der verkündet werden muss. Das wird uns auch immer wieder gesagt. Es geht nicht um die Likes, es geht nicht um die Follower, sondern darum, dass wir versuchen, Menschen mit diesem Licht des Glaubens zu berühren und das Evangelium zu verkünden.
DOMRADIO.DE: Wie kann man sich die Veranstaltungen vorstellen? Gibt es Audienzen, Vorträge oder Gruppenarbeit?
Schwarz: Meistens haben wir kurze Inputs von einer halben Stunde mit sehr spannenden Leuten. Kardinal Parolin war bei uns und hat uns einen kurzen Vortrag mit einem Impuls am Anfang gegeben. Dann haben wir Impulse von verschiedenen Menschen und auch Influencern gehört. Zwischendurch haben wir eine gemeinsame Gruppenarbeit gemacht.
Dabei tauschen wir uns mit anderen aus. Ich gehöre zum englischsprachigen Bereich, das heißt ich tausche mich mit anderen englischsprachigen Influencern aus. Das ist ein spannender Austausch. Die Ergebnisse von diesen Gruppenarbeiten werden später an den Papst weitergegeben, um zu sehen, was diese digitale Mission ist, was wichtig ist und wo die Kirche gut wirken kann.
DOMRADIO.DE: Hat der Vatikan Ihrer Ansicht nach erkannt, welche Bedeutung katholische Influencer haben?
Schwarz: Ja, ganz klar. Das Ganze ist riesig aufgesetzt. Es ist ein wunderschönes Auditorium, professionell und digital gestaltet. Wir haben zwischendurch Videos gemacht und eine eigenen Hymne für dieses Influencer-Jubiläum geschrieben. Der Vatikan steht dahinter und sagt, dass da etwas entstanden ist.
Wenn man in andere Länder schaut, sind da große Sachen durch die Influencer passiert. Aus Frankreich hatten wir eine Kollegin, die erzählt hat, dass 50 Prozent der Neugetauften im letzten Jahr, durch Social-Media zum Glauben kamen. Es ist sehr schön zu sehen, dass der Vatikan das wahrnimmt. Das ist ein wichtiges Missionsgebiet und so nennt er das auch.
Er nennt alle diese Influencer "digitale Missionare". So wie ein Missionar in Missionsgebieten entsendet wird, so sind auch diese digitalen Missionare sehr wichtig für den Vatikan. Es ist sehr schön zu sehen, mit welcher Dankbarkeit der Vatikan dahintersteht und sagt, wie toll und wichtig diese Arbeit ist.
DOMRADIO.DE: Dadurch entsteht ein neuer Gemeindebegriff, denn so eine Influencer-Gemeinde ist auch eine Gemeinde, oder?
Schwarz: Es ist schön zu sehen, wie man gemeinsam etwas postet oder gemeinsam etwas dreht. Die Idee dahinter ist, dass man sich austauscht und connectet. Dadurch wird man zu einer Online-Gemeinde, aber gleichzeitig wird auch immer wieder gesagt, wie wichtig es ist, dass die Leute einen persönlichen Zugang zu Jesus bekommen.
Sie sollen Anschluss zu einer Gemeinde finden, die real ist und nicht in dieser Online-Welt existiert. Deswegen sagen wir andauernd, es ist wichtig, dass wir mit den Pfarrern und der Kirche vor Ort zusammenarbeiten. Wir wollen die Leute dort hinbringen.
Die digitale Mission ist nur ein erster Schritt, um in Kontakt mit Leuten zu kommen, damit sie dann den Glauben in der Gemeinde in der realen Welt mit den Sakramenten wirklich leben können. So kann ein tiefer Glaube entstehen.
DOMRADIO.DE: Die Eucharistie oder ein Sakrament wie die Taufe lässt sich nicht digital feiern. Da ist die physische Präsenz wichtig.
Schwarz: Es wird dauernd wiederholt, dass wir in den Hintergrund treten müssen. Es ist Jesus, der leuchten muss. Wir dürfen Werkzeuge für seine Mission, für die Mission der Kirche sein. Das versuchen die Influencer sehr demütig umzusetzen.
Man redet beim Treffen mit Influencern, die eine riesen Nummer sind. Man denkt sich, die werden überall in ihren Ländern erkannt, aber die machen das mit so einer Demut. Am Ende haben alle das Ziel, dass Leute Jesus kennenlernen, Anschluss an die Kirche finden und zu den Sakramenten hingeführt werden.
DOMRADIO.DE: Wie ist die Atmosphäre in Rom? Wie erleben Sie Rom in dieser Woche, in der sich die Jugend der Welt dort trifft?
Schwarz: Es ist wirklich wunderbar. Man geht durch die Stadt und überall sind Jugendliche. Der Petersdom ist voll mit Jugendlichen. Die ganze Zeit läuft jemand die Strecke zur Heiligen Pforte entlang und geht durch die Heilige Pforte. Eine wundervolle Atmosphäre: jung, international und überall wird gesungen.
Das Interview führte Johannes Schröer.