Den Jahrestag eines wichtigen Kirchendokuments nimmt der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer zum Anlass, die politische Aufgabe des Christentums zu betonen. Er erklärte in einer Mitteilung anlässlich des 1700. Jahrestages des Abschlusses des Konzils von Nizäa: "Das Glaubensbekenntnis von Nizäa ist eine klare Absage an alle weltlichen Herrscher, die sich göttlich stilisieren."
Weiter schrieb der Vorsitzende der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), das Dokument erkläre unmissverständlich: "Nur einer ist wahrer Gott - und das ist nicht der Kaiser, nicht der Mächtige." Die Botschaft des Christentums sei immer politisch, weil sie Partei ergreife: "für die, die keine Stimme haben, für die Bedrängten, die Armen, die Entrechteten". Sie entmachte die Mächtigen und erhebe die Geringen. "Wer an Christus glaubt, kann nicht schweigen, wenn Unrecht geschieht", betonte der Bischof.
Einheit in einer Zeit der Spaltung
Wie vor 1700 Jahren lebe die Kirche heute in einem Spannungsfeld zwischen Glaube und Politik. Wilmer erklärte, das damals formulierte Bekenntnis sei bis heute gemeinsames Fundament fast aller christlichen Kirchen - ob katholisch, orthodox oder evangelisch: "In einer Zeit der Spaltungen und Differenzen erinnert uns das an die tiefe Einheit, die uns verbindet."
Die Christenheit habe viele Wege eingeschlagen, doch das Konzil von Nizäa erinnere daran, dass es eine Mitte gibt, die eint: "Christus, wahrer Gott vom wahren Gott." So ist Nizäa laut Wilmer nicht Vergangenheit: "Es ist Gegenwart. Und Zukunft."
Das Konzil von Nizäa
Im Frühjahr 325 hatten sich rund 300 Bischöfe in Nizäa (heute Iznik, Türkei) versammelt, um über drängende Fragen ihres Glaubens zu beraten. "Das Konzil markierte den entschlossenen Widerstand gegen die Zersplitterung der Kirche, ein weichgespültes Christentum und politische Instrumentalisierung", erinnerte Wilmer. Es sei um die zentrale Frage des Christentums gegangen: Wer ist Jesus Christus?
Doch das Konzil von Nizäa habe nicht nur die Theologie bis heute geprägt. Es sei auch ein politisches Ereignis gewesen. "Kaiser Konstantin hatte das Konzil einberufen, weil er erkannte: Die Einheit des Reiches erfordert auch die Einheit der Kirche." Sein Interesse sei pragmatisch gewesen und sein Einfluss auf die Kirche enorm. So habe das erste christliche Konzil das Verhältnis von Kirche und Staat, von Glauben und Politik geprägt.