"Höhner"-Legende Krautmacher findet Kirchenaustritte dramatisch

"Menschen sind nicht auf einmal ungläubig"

Die steigende Zahl der Kirchenaustritte liegt für den Ex-Höhner-Star Henning Krautmacher nicht am Unglauben der Menschen - sondern am System Kirche. Für ihn persönlich ist Glaube auch mit Dankbarkeit verbunden.

Archiv: Henning Krautmacher bei einem Auftritt im Kölner Dom / © Tomasetti (DR)
Archiv: Henning Krautmacher bei einem Auftritt im Kölner Dom / © Tomasetti ( DR )

Der Ex-Frontmann der Kölner Band "Höhner" findet die hohe Zahl der Kirchenaustritte "dramatisch". "Ich glaube, diese Austritte haben nichts damit zu tun, dass die Menschen auf einmal ungläubig werden. Sondern sie wollen das System nicht weiter stützen", sagte Henning Krautmacher der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Mitteilungen zu sexuellem Missbrauch in der Kirche würden sich insbesondere durch soziale Medien rasend schnell verbreiten. Der Kölner Musiker plädierte dafür, das Urteilen nicht Kommentarspalten, sondern der Justiz zu überlassen: "Im Zweifel für den Angeklagten. Aber wenn jemand überführt ist, muss er seiner Strafe zugeführt werden. Das gilt auch für Leute, die da die Hand drüber halten. Und wenn man die Unwahrheit gesagt hat, gilt das auch." Gleichzeitig betonte der Sänger: "Ich sehe mich nicht in der Position, Menschen namentlich zu benennen".

"Glaube ist etwas Einfaches"

Der Glaube ist für Krautmacher etwas Intuitives. "Glaube kann ich nicht mit drei Sätzen beschreiben, das ist etwas tief Spirituelles. Und eigentlich etwas ganz Einfaches, glaube ich. Jeder Mensch besitzt das ganz intuitiv. Denn bei jedem kommen die Fragen auf 'Wo kommt alles her?' und 'Wo geht's hin?'. Und damit sind wir beim Glauben." Gefährlich wird es seiner Ansicht nach immer dann, wenn Menschen den Glauben mit Auflagen versehen, wenn es zu restriktiv wird.

Die Musikgruppe Höhner feierte kürzlich ihr 50. Jubilaeum. / © Oliver Berg (dpa)
Die Musikgruppe Höhner feierte kürzlich ihr 50. Jubilaeum. / © Oliver Berg ( dpa )
Die Höhner bei einem Auftritt im Karneval

Der 68-Jährige hörte 2022 bei den "Höhnern" auf, als bei seiner Frau eine schwere Krebserkrankung diagnostiziert wurde. Inzwischen hat sie den Krebs überwunden. "Da hat Glaube auch mit Dankbarkeit zu tun. Sowas kommt nicht von ungefähr", sagte Krautmacher. Sobald es die Gesundheit seiner Frau wieder zulässt, wollen die beiden den Jakobsweg pilgern - ein letztes Stück, zwei Drittel der Strecke seien sie schon vor der Krankheit gelaufen.

Krautmacher war mehr als 30 Jahre Sänger einer der bekanntesten Kölner Karnevals- und Mundartbands. Die "Höhner" sind für Lieder wie "Viva Colonia" und "Wenn nicht jetzt, wann dann?" bekannt. Krautmachers Markenzeichen war jahrzehntelang sein Schnurrbart.

Karneval

Die "närrischen Tage" vor der am Aschermittwoch beginnenden Fastenzeit haben verschiedene Namen: Das meist in ursprünglich katholischen Gebieten veranstaltete Brauchtum heißt im Rheinland Karneval, in Mainz und Umgebung Fastnacht, im schwäbisch-alemannischen Gebiet Fasnet. Fosnat nennen es die Franken, im bayrisch-österreichischen Raum wird Fasching gefeiert. Seit dem zwölften Jahrhundert ist das Wort "Fastnacht" im Mittelhochdeutschen bekannt. Das Wort Karneval stammt wahrscheinlich vom Italienischen "carne vale", was "Fleisch, lebe wohl" bedeutet.

So farbenfroh sind die Düsseldorfer Jecken  / © Federico Gambarini (dpa)
So farbenfroh sind die Düsseldorfer Jecken / © Federico Gambarini ( dpa )
Quelle:
KNA