Buch zum 50-jährigen Bandbestehen der "Höhner" erschienen

"Der Karneval war immer politisch"

Vor über 50 Jahren hat sich die kölsche Band "Höhner" gegründet. Schon immer haben Glaube und Kirche eine große Rolle für die Musiker gespielt. Über die Band-Geschichte und das Jubiläum spricht Gründungsmitglied Peter Werner.

Patrick Lück ist seit 2022 Sänger der Kölner Band "Höhner"  / © Oliver Berg (dpa)
Patrick Lück ist seit 2022 Sänger der Kölner Band "Höhner" / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE: 1972 haben sich die "Höhner" gegründet und darüber ist jetzt das Buch "Wo mir sin es Kölle. Höhner 50" entstanden. Der Ministerpräsident von NRW und die Kölner Oberbürgermeisterin haben Vorworte geschrieben und von den Bandmitgliedern sind Artikel darin. Wie finden Sie das Buch?

Peter Werner (Gründungsmitglied der "Höhner"): Ich bin beeindruckt und auch ein bisschen stolz darauf, wie toll das Buch geworden ist. Da steckt sehr viel Liebe und sehr viel Detailarbeit des Herausgebers Peter Feierabend drin. Es ist ja im Rathaus vorgestellt worden und im Maritim Hotel hatten wir eine eigene Ausstellung zum 50-jährigen Jubiläum. Es ist eine große Nummer für uns alle. Darüber bin ich sehr happy.

DOMRADIO.DE: Sie sind zwar kein aktives Bandmitglied mehr, haben aber die Band mitgegründet. Sie hatten immer einen ganz besonderen Draht zur Kirche. Welche Rolle hat die Kirche damals gespielt?

Werner: Meine Sozialisation ist sehr katholisch. Ich war Messdiener, war in der Choralschola. Bei einer Wallfahrt bin ich von der Kölner Kirche St. Kunibert nach Kevelaer gelaufen. Mein Elternhaus hat mir die katholischen Wurzeln in die Wiege gelegt.

Wo sonst nur die Domchöre stehen, spielen einmal im Jahr die Höhner. / © Tomasetti (DR)
Wo sonst nur die Domchöre stehen, spielen einmal im Jahr die Höhner. / © Tomasetti ( DR )

Diese ganzen Rituale der Kirche, Weihnachten, Ostern, die Spiritualität und das Gedankengut der katholischen Kirche habe ich meiner eigenen Familie auch weitergegeben und ich habe darauf geachtet, dass das gelebt wird. Das war mir sehr wichtig.

Meine Eltern haben zum Beispiel auch zwei Kinder in die Teilpflege genommen. Mit diesen Werten bin ich groß geworden.

DOMRADIO.DE: Ihre musikalischen Anfänge waren n Pfarrsitzungen?

Peter Werner

"Im ersten Jahr hatten wir direkt 120 Auftritte. Überwiegend in Pfarrsitzungen."

Werner: Da haben wir angefangen. Ich komme aus Köln Mauenheim, das ist der kleinste Stadtteil Kölns. Da kam ich mit Freunden auf die Idee, irgendwas im Karneval zu machen. Unser ersten Auftritte waren in den Gemeinden. Von denen wurden wir stark unterstützt. St. Katharina hat uns unterstützt, genauso wie die "BarbarAnniter" (Kölner Familienkarnevalsgesellschaft, Anm. d. Red.); in Pfarreien in Niehl haben wir gespielt und die katholische Gemeinschaft hat uns sehr geholfen.

Wir hatten uns bei der "Kajuja" beworben. Das ist eine Vereinigung, die Nachwuchskünstler fördert. Damals hatten wir einen Auftritt im Brunosaal in Klettenberg. Weil wir mit unseren Hühner-Kostümen so verrückt waren, waren wir am nächsten Tag direkt riesengroß in der Zeitung. "Neue Entdeckung im Karneval." Wir zogen da über die Bühne und sangen: "Dat Hohn kritt e Limo, da Hahn kritt e Bier, dat Hohn schlät däm Hahn met d'r Limo vor de Bier, dat es d'r Höhnerhoff-Rock!" Im ersten Jahr hatten wir direkt 120 Auftritte. Überwiegend in Pfarrsitzungen.

DOMRADIO.DE: Die Band hat über das soziale Engagement oder auch über die Advent-Mitspiel-Konzerte im Kölner Dom auch immer was zurückgegeben. Sie sind immer mit dem Lied "Echte Fründe" auf die Bühne gegangen. Der Text lautet: "Echte Fründe, stonn zesammen, stonn zesamme, su wie eine Jott und Pott." Was heißt das eigentlich?

Peter Werner

"Vor dem Essen wurde zu Gott gebetet, das ist der "Jott" und der Pott, das ist der Topf."

Werner: Das zeigt den Zusammenhalt. Früher wurde in der Familie immer zusammen am Tisch gegessen. Vor dem Essen wurde zu Gott gebetet, dass ist der "Jott". Und der "Pott" ist der Topf, in dem die Kelle drinnen war, die man immer weitergegeben hat. Das hat immer zusammengehört. So heißt "Jott und Pott" einig zusammenstehen, so wie Pech und Schwefel.

DOMRADIO.DE: Sie haben zu Ihrem 25-jährigen Jubiläum ein Lied geschrieben, das "Minge Dom" heißt. Was hat es damit auf sich?

Werner: Als der 100. Jahrestag der Vollendung des Domes anstand, haben wir den Auftrag bekommen, ein Lied über den Kölner Dom zu schreiben. Das haben wir dann gemacht. Das wurde im ZDF im Fernsehen hier vor dem Kölner Dom übertragen. Davon gibt es noch Aufnahmen, wo ich noch lange Haare habe und Peter Horn Frontmann ist.

DOMRADIO.DE: Würden Sie sagen, es gibt sowas wie ein altes und neues Testament der "Höhner"?

Peter Werner

"Zum Weltjugendtag 2005 haben alle geglaubt, das wäre das Lied des Weltjugendtages."

Werner: Ja, im Alten Testament haben wir nur sehr regional im Kölsch-Äquator gespielt. So haben wir das immer genannt. Und im Neuen Testament haben wir die bundeweite Ebene bereist. Das waren dann die großen Nummern wie "Viva Colonia". Zum Weltjugendtag 2005 haben alle geglaubt, das wäre das Lied des Weltjugendtages.

Damals hat Kardinal Meisner sein Birett hochgerissen und "Viva Colonia" gesungen. Die Zeile "Wir glauben an den lieben Gott und haben auch immer Durst" war immer das Highlight für Meisner. Der hat das sogar mit seinen Messdienern in Rom gesungen. Weil alle Welt geglaubt hat, dass sei das Lied des Weltjugendtages, wurde das Lied dann auch in aller Welt gespielt. Mittlerweile gibt es das in 13 oder 14 verschiedenen Sprachen.

Die Musikgruppe Höhner feierte kürzlich ihr 50. Jubilaeum. / © Oliver Berg (dpa)
Die Musikgruppe Höhner feierte kürzlich ihr 50. Jubilaeum. / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE: Kürzlich gab es einen Skandal, da hatte sich jemand wegen der Liedzeile "Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche" beschwert. Diese Zeile war auf einem Plakat, die sei sexistisch und diskriminierend. Was denken Sie darüber, wenn Sie das hören?

Werner: Man muss die Lieder immer aus ihrer Zeit heraus betrachten. Das Lied ist über 40 Jahre alt. Ich weiß nicht, ob eine Zeile wie "die Karawane zieht weiter, dä Sultan hätt Doosch" heute noch zeitgemäß wäre, oder ob das kulturelle Aneignung wäre. Da haben sich die Leute ja als Sultan verkleidet.

Wir hatten mal ein Lied "Hinger Kölle fängk dr Dschungel an". Das hat man uns auch richtig krumm genommen. Jedes Lied hat seine Zeit und spiegelt auch die Tendenzen der Zeit wieder.

DOMRADIO.DE: Dagegen haben sich die "Höhner" in ihrer Geschichte auch immer sozial engagiert. Was hat das für eine Bedeutung gespielt?

Peter Werner

"Der Karneval hat den Menschen immer den Spiegel vorgehalten."

Werner: Das Engagement war uns immer sehr wichtig. Wir haben auch im Karneval immer politische Lieder gesungen. Da haben uns die Leute zugerufen, dass die nichts Politisches wollen. Aber der Karneval war immer politisch. Der Karneval hat den Menschen immer den Spiegel vorgehalten. Das darf man nicht vergessen.

Deswegen haben wir das tolle Lied "Sag mir wo die Blumen sind" auf Kölsch gespielt. Dieses soziale Engagement ist immer eine große Säule der "Höhner" gewesen. Wir sind ja auch die Schirmherrn des "Lobby Restaurants", hier in der Domstraße, wo die Obdachlosen ein Mittagessen bekommen. Das subventionieren wir seit 1994. Bei sowas waren wir schon immer sehr aktiv.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Quelle:
DR