Vor der Wahl der neuen Richter am Bundesverfassungsgericht hat der Aachener Bischof Helmut Dieser den Lebensschutz angemahnt. Am höchsten Gericht des Staates dürften keine Positionen wirkmächtig werden, die dem menschlichen Leben vor der Geburt keine Menschenwürde zuerkennen, erklärte Dieser am Donnerstag. "Die Würde, die das Grundgesetz zuspricht, ist ganz und unteilbar."
Dieser reagierte damit auf Kritik an der SPD-Richterkandidatin Frauke Brosius-Gersdorf. Sie vertritt eine sehr liberale Position in der Abtreibungsfrage. Aus Sicht der Juristin gibt es etwa gute Gründe dafür, dass die volle Garantie der Menschenwürde erst ab der Geburt gilt.
Appell an Abgeordnete
Am Freitag steht die Wahl von drei Richtern durch den Bundestag an. Auch in Teilen der Union ist Brosius-Gersdorf umstritten. Der Bischof appellierte an das freie Gewissen der Bundestagsabgeordneten. Ein Paradigmenwechsel beim Thema Menschenwürde würde zu einer schweren Beeinträchtigung des Gemeinwohls führen.
"Der demokratische Grundkonsens unserer Gesellschaft im Bewusstsein unantastbarer Werte, auf denen die Demokratie ruht, würde geschwächt", sagte Dieser. Zudem drohten weitere Gefährdungen schutzbedürftiger menschlicher Existenz.