Diözese Rottenburg stärkt Segensfeiern für homosexuelle Paare

"Wir lieben uns - welch ein Segen!"

Das Bistum Rottenburg-Stuttgart hat eine Sammlung von Segensgebeten herausgegeben, mit deren Hilfe Seelsorger homosexuelle Paare begleiten können. Die Diözese betrachtet es als Meilenstein auf dem Weg zu einer queersensiblen Pastoral.

Dom Sankt Martin in Rottenburg / © SSKH-Pictures (shutterstock)
Dom Sankt Martin in Rottenburg / © SSKH-Pictures ( shutterstock )

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart stärkt mit einer neuen Publikation Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare. Die am Donnerstag veröffentlichte Broschüre enthält zahlreiche Gebete für Segensfeiern. Sie richte sich an Seelsorger, "die auch nicht kirchlich verheiratete oder geschiedene und wiederverheiratete Paare sowie Paare in der ganzen Vielfalt sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten auf ihrem gemeinsamen Weg begleiten", erläuterte die Diözese.

Mit der Publikation "Wir lieben uns - welch ein Segen!" zeige man "neue Wege pastoraler Begleitung für Paare, die um den Segen für ihre Beziehung bitten - unabhängig von ihrer Lebensform oder ihrem Familienstand".

Verweis auf Synodalen Weg

Grundlage seien Beschlüsse des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg und die Handreichung "Segen gibt der Liebe Kraft". Sie wurde im April 2025 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken veröffentlicht. Zudem habe Papst Franziskus mit seinem Schreiben "Fiducia supplicans" im Dezember 2023 den Weg geöffnet, "die Möglichkeit von Segenshandlungen weiter zu denken".

Die Rottenburger Ordinariatsrätin Karin Schieszl-Rathgeb sagte, die Segensgebete nähmen die Vielfalt heutiger Paarkonstellationen ernst und brächten zum Ausdruck, "dass die Kirche diese Liebe nicht nur anerkennt, sondern auch begleitet". Sie fügte hinzu: "Wo Menschen sich in Liebe und Verantwortung begegnen, ist Gott gegenwärtig - und dieses Miteinander ist segenswürdig."

"Wer gesegnet werden will, der glaubt"

Heiko Hauger, Referent in der Diözese, sagte, die vorliegenden Segensgebete seien "ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer queersensiblen Pastoral". Die Autorin der 15-seitigen Materialsammlung und Diözesan-Familienreferentin Martina Fuchs verwies auf die theologische Dimension von Segensfeiern: "Wer um den Segen bittet, gibt ein Glaubensbekenntnis ab."

Ab Herbst 2025 sollen ergänzend Fortbildungen für hauptberufliche Seelsorgerinnen und Seelsorger angeboten werden, um die Umsetzung der Segensfeiern weiter zu unterstützen.

Katholische Kirche erlaubt Segnung für homosexuelle Paare

Homosexuelle Paare können auch in der katholischen Kirche gesegnet werden. Die vatikanische Glaubensbehörde veröffentlichte eine Grundsatzerklärung, wonach katholische Geistliche unverheiratete und homosexuelle Paare segnen dürfen. In dem Text mit dem Titel "Fiducia supplicans" (deutsch: Das flehende Vertrauen) wird betont, dass dabei eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden muss. Auch darf ein Geistlicher den Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen.

Ein Regenbogen leuchtet über dem Petersdom vor dem Beginn der wöchentlichen Generalaudienz von Papst Franziskus im Vatikan / © Gregorio Borgia (dpa)
Ein Regenbogen leuchtet über dem Petersdom vor dem Beginn der wöchentlichen Generalaudienz von Papst Franziskus im Vatikan / © Gregorio Borgia ( dpa )
Quelle:
KNA