DOMRADIO.DE: Zwei Jahre lang war St. Johann Baptist geschlossen, die Gemeinde feierte die Messen in einem Zelt vor der Kirche. Am vergangenen Sonntag fand wieder ein Gottesdienst in der Kirche statt. Was war das für ein Gefühl?
Jan Lange (Vorsitzender der katholischen Kirchengemeinde St. Johann Baptist in Krefeld): Wir waren alle überwältigt, dass wir endlich nach zwei Jahren wieder in diese wunderschöne Kirche einziehen konnten. Die Menschen waren glücklich und Bischof Helmut Dieser dankbar, dass er das ermöglicht hat. Es waren etwa 150 Menschen zu dem ersten Gottesdienst wieder da.
DOMRADIO.DE: Wenn Kirchen verkauft werden, geht das oft mit einer Umnutzung einher. Dann wird ein Kino daraus oder ein Restaurant oder ein Hotel. Sie wollen in Krefeld genau das wiederherstellen, was vor der Kirchenschließung da war, nämlich eine lebendige katholische Kirchengemeinde im Schoße des Bistums Aachen. Was ist denn das Besondere in Ihrer Gemeinde?
Lange: Zunächst haben wir die ewige Anbetung in St. Johann, das heißt, 24 Stunden ist das Allerheiligste ausgesetzt, stets mit einem Beter davor. Ehrenamtler tragen sich freiwillig in Dienstpläne ein. Das ist schon ein Alleinstellungsmerkmal. Zudem haben wir eine große Bedürftigenarbeit. Es gibt kostenloses Frühstück, Mittagessen für Obdachlose und Suchtkranke. Wir haben eine Kleiderkammer, bieten Hilfe bei Ämtergängen an.
In Deutschland einmalig ist außerdem der Gottesdienst mit den Ärmsten der Armen von Pfarrer Joachim Schwarzmüller, bei dem über 200 Obdachlose und Suchtkranke aus der ganzen Stadt nach St. Johann kommen. Dort ist das Allerheiligste ausgesetzt, er hält mit ihnen einen Anbetungsgottesdienst und erteilt jedem Einzelnen danach den eucharistischen Einzelsegen. Es gibt aus diesem Milieu außerdem viele Taufen.
Das ist wirklich Evangelisation, die dort stattfindet und der Kirchenraum evangelisiert von sich selbst. Wir haben eine original mittelalterliche Ausstattung in dem riesigen gotischen Bau. Der Architekt Josef Klesattel hat Zeit seines Lebens diese Kirche als sein Meisterwerk beschrieben. Die Kirche ist für so viele Menschen Heimat geworden, auch für die Armen, die sonst nirgendwo ein Zuhause haben.
DOMRADIO.DE: Es gab in der Vergangenheit unterschiedliche Einschätzungen darüber, wie baufällig die Kirche ist und fest steht, dass sie ohne Gefahr nutzbar ist. Aber bald stehen die ersten Renovierungsarbeiten an. Was muss zum Beispiel renoviert werden?
Lange: Wir werden die Regenrinnen komplett erneuern, das kostet mindestens 160.000 Euro. Wichtig zu erwähnen ist, dass es keinerlei Kirchensteuermittel für sämtliche Instandhaltungsmaßnahmen gibt, sondern dass der Förderverein einzig und allein durch Spenden dieses Projekt stemmen muss. Wir bekommen keine finanziellen Zuschüsse vom Bistum Aachen.
DOMRADIO.DE: Wo kommt Ihre Energie her, um diese Spendensammlungen weiterzumachen?
Lange: St. Johann ist meine Taufkirche und ich möchte diese Kirche erhalten. Nicht, um mir selber ein Denkmal zu setzen, sondern um diesen wichtigen Ort zu erhalten. Er soll weiter ein Ort der Evangelisation sein, der für die Menschen da ist.
DOMRADIO.DE: Sie sind 25 Jahre alt, Vorsitzender der Gemeinde, aktives Mitglied der CDU und gerade mitten im Jura-Staatsexamen. Woher nehmen Sie diese Kraft für diese Aufgabe?
Lange: Das ist eigentlich ein Wunder. Ich frage mich das selber auch immer wieder. Da würde ich sagen, das ist der Herr, der einem die Kraft dazu gibt, das Unmögliche möglich zu machen.
Das Interview führte Tobias Fricke.