DOMRADIO.DE: Seit vergangenem Jahr vergibt das Erzbistum Köln einen Religionspreis, richtig?
Dr. Nina Frenzel (Schulrätin für Gymnasien und theologische Grundsatzfragen im Erzbistum Köln): Ganz genau, im Grunde machen wir das, was die großen MINT-Fächer (Abkürzung für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, Anm. d. Red.) und die Sprachen schon lange machen, nämlich herausragende Schülerinnen und Schüler im Abitur zu ehren und Spitzenleistungen zu honorieren.
DOMRADIO.DE: Das hätte man auch schon vor zehn Jahren machen können, oder? Wer ist auf die Idee gekommen?
Frenzel: Ja, das hätte man machen können. Es war im Grunde eine gemeinsame Überlegung. Der Erzbischof hat gesagt, man könnte Religionsunterricht vor Ort durchaus in besonderer Weise stärken. Wir als Schulabteilung haben uns dann überlegt, einen Abiturpreis für katholische Religionslehre zu verleihen.
So soll vor Ort an den Schulen sichtbar gemacht werden, dass religiöse Bildung ein Teil von schulischer Bildung ist, und zwar ganz bewusst nicht nur an katholischen, also kirchlichen Schulen, sondern auch an öffentlichen Schulen. Denn dort haben es die Religionslehrkräfte oft nicht so leicht.
DOMRADIO.DE: Das heißt, auch die staatlichen Schulen dürfen da mitmachen und ihre Schüler melden oder wie funktioniert das?
Frenzel: Ganz genau, sowohl die Gymnasien als auch die Gesamtschulen wie auch die Berufskollegs durften preiswürdige Schülerinnen und Schüler melden. Das heißt, alle Schülerinnen, die im Abitur entweder schriftlich das dritte Fach oder mündlich das vierte Fach katholische Religionslehre belegt haben, durften mit 13, 14 oder 15 Punkten gemeldet werden, also im ganzen 1er-Bereich.
DOMRADIO.DE: Wissen Sie, ob da auch welche mit 1 plus dabei waren?
Frenzel: Ja, tatsächlich, es waren welche dabei, sogar im Leistungskurs, was ganz großartig ist.
DOMRADIO.DE: Welche Prämie bekommen die Schülerinnen und Schüler denn?
Frenzel: Zum einen gibt es ein Gratulationsschreiben des Erzbischofs. Darin hebt er noch mal hervor, dass es von Bedeutung ist, dass sich junge Menschen mit Glaubensfragen auseinandersetzen. Denn religiöse Fragen haben natürlich eine Relevanz für die Gesellschaft.
Darüber hinaus gibt es Geschenke, die unter dem Motto Schöpfungsverantwortung stehen. Das heißt, es gibt etwas ganz Handfestes, ein Korkmäppchen für Stifte und einen nachhaltigen Stift. Dann gibt es eine Baumpflanzung, das heißt für jede Preisträgerin und jeden Preisträger wird in einem Aufforstungsprojekt einer unserer Schulen ein Baum gepflanzt.
DOMRADIO.DE: Aber nicht im Schulgarten?
Frenzel: Nein, nicht im Schulgarten. Es gibt ein Aufforstungsprojekt in Gummersbach. Die Preisträgerinnen und Preisträger haben in einem Schreiben die Koordinaten übermittelt bekommen. Wenn Sie möchten, können Sie bei einem Spaziergang dort vorbeischauen und gucken, wo dort ihr Abiturpreisbaum steht.
DOMRADIO.DE: 58 Meldungen hatten Sie in diesem Jahr. Klingt nicht ganz so viel, oder?
Frenzel: Wenn wir darauf schauen, dass wir erst in der zweiten Runde sind und es im letzten Jahr 38 Meldungen gab, dann freuen wir uns sehr darüber, dass es jetzt 20 Meldungen mehr sind. Luft nach oben ist immer, aber ich finde, 20 Meldungen in der zweiten Runde ist schon großartig.
DOMRADIO.DE: Kommen die Meldungen hauptsächlich aus erzbischöflichen Schulen?
Frenzel: Es ist eine schöne Mischung, sowohl aus öffentlichen Schulen wie auch aus eigenen, erzbischöflichen Schulen. Ich glaube, das macht auch das Besondere aus. Religionslehrkräfte von sehr unterschiedlichen Schulen haben gesagt, das sei ein ganz besonderes Zeichen, dass der Religionsunterricht vor Ort wahrgenommen wird. Ich glaube, darauf kommt es tatsächlich an, den Religionsunterricht vor Ort an den Schulen und natürlich auch die Religions-Lehrkräfte zu stärken.
Das Interview führte Tobias Fricke.