Ehemalige Heimkinder sollen nach dem Willen der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Kerstin Claus, eine staatlich finanzierte Grundrente erhalten. "Österreich geht da mit gutem Beispiel voran und zahlt ehemaligen Heimkindern 300 Euro monatlich. Das halte ich für angemessen", sagte Claus der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag).
Mehr als 800.000 Kinder und Jugendliche sollen zwischen 1945 und den 1970er Jahren - in der DDR bis 1990 - in staatlichen und kirchlichen Heimen untergebracht gewesen sein, etwa 500.000 davon in konfessionellen Einrichtungen. Und das unter teils drastischen Bedingungen, mit schweren Strafen, mangelhafter Betreuung und Zwang zur Arbeit.
Schnelle und pragmatische Lösung gefordert
Das Unrecht setze sich bis heute fort, kritisierte Claus: "Weil Kinderarbeit verboten war, konnten Betroffene später keine Rentenansprüche geltend machen. Das heißt, sie wurden doppelt entrechtet - in ihrer Kindheit und im Alter." Viele ehemalige Heimkinder hätten später im Berufsleben nie richtig Fuß fassen können und lebten heute in Altersarmut. Viele Betroffene seien schon in fortgeschrittenem Alter, weshalb es eine schnelle und pragmatische Lösung brauche, so Claus.
Dass der Staat bis heute keine Entschädigung zahle, sei ein schweres Versäumnis, respektlos und menschenverachtend. Der Staat trage die Verantwortung für das geschehene Unrecht. Er habe Kinder in kirchliche und freie Kinderheime gegeben, aber kaum kontrolliert, was dort geschehe.