Pfarrer Bonhoeffer tauft evangelische Christen im Rhein

"Taufen im fließenden Wasser ist schon immer praktiziert worden"

Angefangen hat es vor neun Jahren mit elf Täuflingen der Kölner Kartäuserkirche. Sie wurden am Kölner Rheinufer getauft. Pfarrer Mathias Bonhoeffer, Presbyteriumsvorsitzender der Evangelischen Gemeinde Köln, war von Anfang an dabei.

Autor/in:
Tobias Fricke
Blick auf den Kölner Dom / © Manninx (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Welche theologische Bedeutung sehen Sie im Taufen in fließendem Wasser? 

Pfarrer Mathias Bonhoeffer / © Alexander Seidmann (Evangelische Gemeinde Köln)

Mathias Bonhoeffer (Evangelischer Pfarrer in der Kartäuser Kirche in Köln, Presbyteriumsvorsitzender der Evangelischen Gemeinde Köln): Das Taufen im fließenden Wasser ist durch die Taufe im Jordan, wie die Taufe Jesu durch Johannes, schon immer ein Ereignis gewesen und schon immer praktiziert worden. Wir fanden es eine gute Idee, das nun auch im Rhein zu machen. Zwischen dem Kölner und dem Rhein gibt es eine sehr enge Verbindung. Diese Idee ist sehr gut angenommen worden. 

DOMRADIO.DE: Wie sieht diese Rhein-Taufe in der Praxis aus? Werden die Menschen ganz in das Wasser eingetaucht?

Bonhoeffer: Nein, das wäre im Rhein viel zu gefährlich. Das kann man in einem großen Taufbecken machen, wie es die Baptisten machen, oder im Schwimmbad. Aber im Rhein funktioniert das nicht. Ich stehe dabei knöcheltief im Wasser und schöpfe das Wasser dann über den Kopf.

DOMRADIO.DE: Wie viele Menschen werden Sie am Sonntag taufen? 

Bonhoeffer: Ich persönlich werde fünf Menschen taufen. Und meine Kollegen aus der Gemeinde Köln werden dabei sein: Nicola Landgrebe, Markus Herzberg und Christoph Rollbühler. Sie haben ebenfalls je vier bis sechs Täuflinge. Insgesamt lassen sich 21 Menschen zwischen acht Monaten und 14 Jahren taufen.

Mathias Bonhoeffer

"Anfänglich wurde kritisiert, dass Taufe in der Kirche stattzufinden hat und nirgendwo anders. Das ist eine theologische Position, die ich nicht teile"

DOMRADIO.DE: Die Rheintaufe wirkt wir eine Massenveranstaltung. Wie reagieren Sie auf Kritik an diesem Event?

Bonhoeffer: Mich erreicht die Kritik nicht mehr. Anfänglich wurde kritisiert, dass Taufe in der Kirche stattzufinden hat und nirgendwo anders. Das ist eine theologische Position, die ich nicht teile. Ansonsten ist es tatsächlich nur ein Tauffest. Die Taufe steht als Gottesdienst in allem, was wir tun und sagen, im Mittelpunkt. Ja, das Ganze findet draußen statt; das ist es dann aber auch schon.

DOMRADIO.DE: Wenn man vier oder fünf Menschen hintereinander tauft, kann man da jedem Täufling gerecht werden? 

Bonhoeffer: Ja, das kann man. Auch in normalen Taufgottesdiensten gibt es manchmal drei bis vier Taufen. Man muss der Familie gerecht werden. Dafür trifft man sich im Vorhinein mit der Familie, führt Gespräche und baut Kontakt auf – bestenfalls auch mit den Paten, aber das hängt davon ab, wo die wohnen.

Mathias Bonhoeffer

"Im Bikini oder in Badehose ist bisher noch niemand erschienen"

DOMRADIO.DE: Für Tauffeiern trägt man in der Regel festliche Kleidung. Ist ein Anzug oder Kleid am Rhein passend?

Bonhoeffer: Man sollte seine Kleidung ein Stück weit an den Ort anpassen, wo die Taufe stattfindet. Am Rhein ist es tatsächlich nicht sehr passend, mit schicken Lederschuhen oder Pumps an der Wiese entlang zu laufen. Das funktioniert nicht. Insofern ist es gut, wenn man sich mit seiner Kleidung adaptiert. Es kann trotzdem fröhlich und luftig sein. Im Bikini oder in Badehose ist bisher noch niemand erschienen. 

DOMRADIO.DE: In Gummistiefeln wird man nicht weggeschickt?

Bonhoeffer: Nein, Gummistiefel sind für diejenigen wichtig, die in den Rhein gehen. Der Rhein ist leider verdreckt, auch mit Scherben, deshalb bitten wir dringend darum, Schuhwerk anzuziehen, das nass werden kann. Auch, um sich nicht an den Scherben zu schneiden. Denn Schnittverletzungen haben wir eigentlich jedes Jahr. 

Das Interview führte Tobias Fricke.

Taufe

Die Taufe ist das erste und grundlegende Sakrament. Durch die Taufe wird der Mensch in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen. Die Taufe begründet die besondere, unauflösbare Gemeinschaft des Getauften mit Christus.

Symbolbild: Taufe / © Ruslan Lytvyn (shutterstock)
Quelle:
DR

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