Kardinal David schildert unbekannte Details der Papstwahl

"Bitte, nimm die Wahl an"

Vor dem Konklave leisten die Kardinäle einen Eid auf ihre Verschwiegenheit. Dennoch wird seit der Papstwahl vor zwei Wochen munter über ihren Verlauf spekuliert. Einer der Beteiligten gewährt nun Einblicke über die Wahl Leos XIV.

Papst Leo XIV. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Was beim Konklave in der Sixtinischen Kapelle passiert, unterliegt eigentlich strenger Geheimhaltung. Doch nun spricht der philippinische Kardinal Pablo Virgilio David (66) über die Wahl von Robert Francis Prevost (69) zu Papst Leo XIV.

"Prevost blieb sitzen, während wir alle jubelten, als er die Zwei-Drittel-Marke erreichte", schreibt der Bischof von Kalookan auf seinem Facebook-Profil über den 8. Mai, den Tag der Wahl. Fast fünf Minuten hätten die 132 Kardinäle applaudiert, ehe weiter gezählt werden konnte. 

Kardinal Pablo Virgilio Siongco David, Bischof von Calookan (Philippinen), am 7. Dezember 2024 im Vatikan. / © Francesca Bolla/CPP (KNA)
Kardinal Pablo Virgilio Siongco David, Bischof von Calookan (Philippinen), am 7. Dezember 2024 im Vatikan. / © Francesca Bolla/CPP ( KNA )

"Alle Augen waren auf ihn gerichtet, als jeder verbleibende Stimmzettel laut vorgelesen wurde: 'Prevost, Prevost, Prevost, Prevost...' Zum Abschluss standen wir noch einmal auf und wiederholten unseren Applaus. Er runzelte die Stirn, während seine tief liegenden Augen durch den Raum streiften."

"Was für eine Freude!"

Spannend wurde es noch einmal bei der Frage, ob Prevost akzeptieren würde: "Als der Dekan auf ihn zukam und ihn fragte, ob er die Wahl annehmen würde, konnte ich fast die kollektive Bitte des Kardinalskollegiums hören: 'Bitte sag nicht Nein...'", schreibt der philippinische Kardinal. "Was für eine Freude, ihn sagen zu hören: "Accepto - Ich nehme an", schildert David. "In diesem Moment schien ihn Gelassenheit zu umhüllen, und sein Stirnrunzeln verwandelte sich in ein sanftes Lächeln, als er seinen Kopf unter unserem Applaus neigte."

Vatikanstadt: Ein Monitor zeigt Kardinäle bei einem Gebet in der Sixtinischen Kapelle vor der Konklave / © Oliver Weiken (dpa)
Vatikanstadt: Ein Monitor zeigt Kardinäle bei einem Gebet in der Sixtinischen Kapelle vor der Konklave / © Oliver Weiken ( dpa )

Sofort seien die Stimmzettel im Ofen der Sixtinischen Kapelle verbrannt worden, weißer Rauch stieg aus dem Schornstein, die Menge auf dem Petersplatz jubelte. "Als ich wieder hinsah, war Prevost bereits verschwunden." Der Zeremonienmeister hatte ihn nach der Tradition in den sogenannten Raum der Tränen geführt. "Als er in Weiß gekleidet aus dem Raum kam und uns vorgestellt wurde, brach erneut tosender Applaus aus."

Wer Papst werden will, muss verrückt sein

Anschließend überbrachten die Kardinäle der Reihe nach dem neuen Papst den Friedensgruß. "Ich schaute auf den Päpstlichen Stuhl hinter ihm. Er war nicht mehr vakant", schreibt David. "Er hatte einen neuen Besitzer, den Nachfolger des Petrus, Papst Leo XIV."

Er selbst habe vor dem Konklave gedacht, man müsse verrückt sein, um Papst werden zu wollen. "Angesichts der immensen Verantwortung, die man als Bischof von Rom, als oberster Pontifex der Universalkirche, als Oberhaupt des Vatikanstaats und der römischen Kurie sowie als Oberhaupt der Verwalter der kirchlichen Ressourcen in aller Welt erwartet, suchten wir da nicht irgendwie nach einem Übermenschen?"

Das kürzeste und das längste Konklave

Das bislang kürzeste Konklave, das am 31. Oktober 1503 Julius II. (1503-1513) wählte, dauerte nur wenige Stunden. Auch 1939 erfolgte die Wahl von Pius XII. gleich am ersten Tag. Bei den jüngsten drei Wahlen ging es ebenfalls recht schnell: Johannes Paul II. wurde 1978 nach zwei Tagen und insgesamt acht Wahlgängen zum Nachfolger des Apostels Petrus bestimmt, Benedikt XVI. 2005 ebenfalls am zweiten Tag, aber bereits im vierten Wahlgang. Bei Franziskus 2013 klappte es am zweiten Tag im fünften Wahlgang.

Konklave (KNA)
Konklave / ( KNA )
Quelle:
KNA