Diskussion über Zukunft der katholischen Kirche unter Papst Leo

"Hochgesteckte Erwartungen"

Die katholische Kirche ist in den Medien präsent wie selten, freut sich der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Er nennt Papst Leo XIV. einen Kosmopoliten und erwartet, dass er sich weltpolitisch einmischt.

Autor/in:
Annika Weiler
Papst Leo XIV. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: “Habemus Papam! Zwischen Rückblick und Aufbruch: Die Kirche nach Franziskus“ heißt die Veranstaltung, die am 19. Mai um 19 Uhr im Kölner Maternushaus stattfindet. Inwiefern spiegelt sich darin nicht nur die Stimmung im Vatikan, sondern auch in der Weltkirche?

Matthias Kopp und Papst Leo XIV / © Christian Klenk
Matthias Kopp und Papst Leo XIV / © Christian Klenk

Matthias Kopp (Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz): Einmal dadurch, dass wir zurückschauen, was Papst Franziskus für die Weltkirche geleistet hat. Zugleich besprechen wir, was unvollendet geblieben ist. In vielen Nachrufen wird danach gefragt, was der neue Papst angehen muss. Es wird insgesamt dankbar zurückgeschaut, aber auch nach vorne, was Papst Leo jetzt schon in seinen ersten Ansprachen zum weltpolitischen Kontext gesagt hat.

DOMRADIO.DE: Über Papst Franziskus wurde bereits viel gesagt und geschrieben. Was bringt die Veranstaltung an neuen Perspektiven mit?

Kopp: Ich will ein bisschen von den Erlebnissen berichten, die ich vom Begräbnis über das Vorkonklave und das Konklave bis jetzt miterleben durfte. Es war wirklich historisch, das mitbekommen zu dürfen. Mir geht es darum zu zeigen, was Franziskus geleistet hat und wo Papst Leo XIV. anknüpft, um die Brücke zu dem zu schlagen, was über Franziskus geschrieben worden ist. Es geht darum, darauf zu schauen, wohin Leo XIV. sein Pontifikat steuert? Die Stichworte sind Kirche der Mission, Kirche der Synodalität und Kirche in internationaler Verantwortung.

Matthias Kopp

"Ich habe in meiner langjährigen Amtszeit selten erlebt, dass wir über Tage in den Medien und der öffentlichen Wahrnehmung so viele positive Rückmeldungen bekommen haben."

DOMRADIO.DE: Sie haben die Trauerfeierlichkeiten für Papst Franziskus in Deutschland koordiniert. Wie war die Stimmung der Menschen in Deutschland nach dem Tod von Franziskus? 

Kopp: In meiner langjährigen Amtszeit habe ich es selten erlebt, dass wir als katholische Kirche über Tage in den Medien präsent waren. Wir haben in der öffentlichen Wahrnehmung, in Zuschriften und Anrufen so viele positive Rückmeldungen bekommen. Beim Requiem - was wir in Berlin mit den Verfassungsorganen zusammen gefeiert haben - konnte Deutschland nochmal Abschied nehmen von einem Papst, der sicherlich in seinem unkonventionellen Handeln auch prägend für die Kirche in Deutschland war. 

Robert Francis Prevost (Papst Leo XIV.) im Gespräch mit Gemeindemitgliedern von Chiclayo  / © Jürgen Huber (KNA)
Robert Francis Prevost (Papst Leo XIV.) im Gespräch mit Gemeindemitgliedern von Chiclayo / © Jürgen Huber ( KNA )

DOMRADIO.DE: Die Wahl von Papst Leo XIV. kam für viele überraschend. Welche Erwartungen sind mit seinem Amtsantritt verknüpft? 

Kopp: Ob die Wahl so überraschend war, lasse ich mal dahingestellt. Ihn hatten nicht alle, die meinten, sie wüssten, wer der nächste Papst wird, im Blick. Kardinal Prevost war eine Persönlichkeit, die in den vergangenen zwei Jahren durchaus in der Kurie prägend war. Alleine, wenn man auf die Bischofsernennungen schaut, die er in Deutschland durchgeführt hat. Die Erwartungen in Papst Leo, dass er die Dinge fortsetzt, die Franziskus angestoßen hat, sind groß.

Das Projekt einer synodalen Kirche fortzusetzen, hat Leo bereits angekündigt. Aber auch, die Kirche wieder im geopolitischen Kontext sichtbar zu machen. Vor wenigen Tagen hat er die Botschafter beim Heiligen Stuhl empfangen. Dort hat er eine wegweisende historische Rede gehalten, wo die Kirche sich im internationalen Kontext als Friedensvermittlerin anbieten will. Das sind hochgesteckte Erwartungen von ihm selbst. Die gilt es jetzt zu erfüllen.

Matthias Kopp

"Das sind hochgesteckte Erwartungen von ihm selbst. Die gilt es jetzt zu erfüllen."

DOMRADIO.DE: Einige Stimmen, dass Europa in der weltkirchlichen Gewichtsverlagerung zunehmend an Einfluss verliere. Welche Rolle könnte Papst Leo einnehmen und wo könnte er neue Stärken zeigen?

Kopp: Papst Leo ist nicht nur US-Amerikaner und Peruaner und somit nicht nur Nord- und Südamerikaner. Er ist in den vergangenen Jahren als Chef des Augustinerordens und als Kenner der Weltkirche in gewisser Weise auch Europäer geworden. Leo ist ein Kosmopolit. Dieses kosmopolitische dürften wir in den nächsten Jahren seines Pontifikates spüren, wenn er alle Kontinente in den Blick nimmt und sich nicht auf einen konzentriert.

Das Interview führte Annika Weiler.

Die erste Predigt von Papst Leo XIV. im Wortlaut

Der Heilige Vater begann mit einigen frei gesprochen Worten in englischer Sprache: 

„Ich beginne mit einigen Worten in Englisch, und fahre dann auf Italienisch fort. Aber ich möchte die Worte des Antwortpsalms wiederholen: „Ich will dem Herrn singen ein neues Lied, denn er hat wunderbare Taten vollbracht.“

Gottesdienst mit Papst Leo XIV. in der Sixtina / © Romano Siciliani (KNA)
Gottesdienst mit Papst Leo XIV. in der Sixtina / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR

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