DOMRADIO.DE: Wie ist es zu diesem Weihrauch-Tasting gekommen?
Br. Lukas Boving (Mönch im Benediktiner-Kloster Nütschau, Geistlicher Begleiter und Seelsorger): Das erste Mal haben wir im Rahmen der Chrisammesse einen Ministrantentag im Erzbistum organisiert und dabei gab es ein Weihrauch-Tasting. So ein Tasting wie beim Wein, nur eine Spur heiliger vielleicht.
DOMRADIO.DE: Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen?
Br. Lukas: Wir hatten in der Kapelle am Mariendom ganz viele Weihrauchpröbchen aufgebaut, viele kleine Weihrauchkohlen angezündet und jeder konnte mal mit allen Sinnen probieren. Also wirklich: fühlen, riechen, hören, sehen. Jeder Weihrauch sieht unterschiedlich aus und riecht, klingt und schmeckt anders.
DOMRADIO.DE: In einem Video des Erzbistums Hamburg auf Social Media erklären Sie, wo Weihrauch herstammt. Es gibt einen Weihrauchbaum, aus dem der Harz gewonnen wird. Wie genau funktioniert das?
Br. Lukas: Weihrauch hat eine ganz irre Geschichte. Schon 2000 Jahre vor Christus wurde er in Ägypten verbrannt und später in der Antike von den Römern sogar im Wellnessbereich zur Desinfektion und zur Entspannung eingesetzt. Und wir wissen alle, wenn wir wirklich richtig guten Weihrauch riechen, macht das etwas mit uns.
DOMRADIO.DE: Welche Weihrauchsorten gibt es denn, und wie riechen die?
Br. Lukas: Wir haben vor allen Dingen die Pontifikalmischung unter die Lupe genommen. Das ist eine Mischung, die in sehr vielen Diözesen zum Einsatz kommt. Das ist eine Art Barolo-Wein unter den Weihrauchsorten. Da kommt meistens Olibanum aus dem Oman rein. Der Oman ist der Hauptlieferant des Weihrauchs in Europa. Dieses Olibanum ist der Grundstoff, in den edle Zutaten beigemischt werden. Zum Beispiel Benzoe, das nach Vanille riecht, oder Lavendelblüten, sodass ein Hauch Orient im Gottesdienst entstehen kann. Es ist ganz faszinierend, dass sich diese Mischung auch anders anhört und nicht nur anders riecht.
DOMRADIO.DE: Es gibt auch Unterschiede in der Qualität von Weihrauch. Wie kann man hochwertigen Weihrauch erkennen?
Br. Lukas: Wenn der Weihrauch riecht, bevor er verbrannt wird, ist es meistens kein wertvoller Weihrauch. Er wurde dann mit Parfümen oder Duftstoffen versetzt und man riecht ihn schon im Vorfeld.
Guter Weihrauch entfaltet seinen Geruch erst beim Verbrennungsakt selber. Vorher riecht er sehr neutral. Und richtig guten Weihrauch kann man sogar hören. Wenn man ihn auf die Kohle legt und es knistert, fein und leise, dann hat man wirklich gute Qualität. Billiger Weihrauch raucht nur, riecht sehr beißend und macht kaum Geräusche. Der gute Weihrauch singt sogar ein bisschen.
DOMRADIO.DE: Was haben die Ministranten und Ministrantinnen zurückgemeldet, wie ihnen dieses Weihrauch-Tasting gefallen hat?
Br. Lukas: Die waren komplett begeistert. Weihrauch ist sowieso einer der Lieblingsdienste der Ministranten in der Heiligen Messe, weil da ein bisschen mehr passiert. So konnten sie ihr Wissen auffrischen und können jetzt auch vor den Priestern und Diakonen ein bisschen klugscheißen und sagen, welcher Weihrauch in ihrer Sakristei der gute und der schlechte ist. Oder sie können den Priestern Rat geben, welcher Weihrauch aufgrund seiner Qualitätsstufe zu welchem Fest passt.
Es war ein sehr spannender Vormittag, weil die jungen Leute ganz mit dabei waren. Nachher war die kleine Kapelle dermaßen verraucht, dass wir einen Sauerstoff-Schock bekommen haben, als wir wieder rausgegangen sind. Es war ein bisschen wie in der Disco früher, drinnen ganz verraucht und draußen hat man dann einen Schlag bekommen.
Das Interview führte Lara Burghardt.