Jerusalemer Patriarch Pizzaballa fordert Ende des Gazakriegs

"Aushungern als Kriegswaffe"

Kardinal Pierbattista Pizzaballa in Jerusalem galt als möglicher Kandidat für das Papstamt. Er prangert die humanitäre Notlage im Gazastreifen an und äußert sich zu den Beziehungen des künftigen Papstes zur jüdischen Welt.

Hunger in den Palästinensischen Gebieten, hier Chan Junis / © Abed Rahim Khatib (dpa)
Hunger in den Palästinensischen Gebieten, hier Chan Junis / © Abed Rahim Khatib ( dpa )

Die Situation im Gazastreifen ist dem Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, zufolge mit Worten kaum mehr zu beschreiben. Die Welt werde Zeuge einer Situation, die "ethisch und menschlich nicht hinnehmbar ist: Aushungern als Kriegswaffe", sagte er am Dienstag in Jerusalem vor Medienvertretern. Der Krieg müsse enden.

Die Menschen im Gazastreifen seien kriegsmüde und lebten in schrecklichen Umständen, "ohne alles, weil sie alles verloren haben".

Militärisches Vorgehen werde keine Probleme lösen, so Pizzaballa. Er rief "alle in Entscheidungsmacht" dazu auf, einen anderen Weg zu finden. Die Suche nach einer politischen Lösung brauche ernsthafte und glaubwürdige Fürsprecher.

Kirche könne nicht schweigen

Für ihn stehe ein Besuch in der Gaza-Pfarrei "immer auf der Liste der zu tuenden Dinge". Allerdings müsse es darum gehen, mit einem solchen Besuch den Menschen vor Ort zu helfen und nicht eine zusätzliche Belastung zu sein, betonte der Kardinal.

Bei der Kardinalsversammlung in Rom waren laut dem Italiener der Gaza- und der Ukrainekrieg, die zahlreichen Konflikte weltweit und die Notwendigkeit von Frieden zentrale Themen. Die Kirche könne nicht schweigen, sondern müsse mit allen in Kontakt stehen, die Frieden und Dialog förderten: "auf religiösem Level und manchmal auch auf politischer Ebene".

Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, bei einer Messe am 1. Oktober 2023 in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, bei einer Messe am 1. Oktober 2023 in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Dialog mit der jüdischen Welt

Für Aussagen zu Reiseplänen von Papst Leo XIV. nach Nahost sei es zu früh, so Pizzaballa. Das gelte auch für die Frage, ob er ebenfalls regelmäßigen Telefonkontakt in die lateinische Pfarrei von Gaza suchen werde. "Lassen wir ihn durchatmen und sich organisieren." Grundsätzlich werde es aber "eine Reise nach Nahost geben müssen", weil es das Heilige Land sei und weil "der Konflikt das Leben der Welt repräsentiert und berührt".

Als wichtig bezeichnete Pizzaballa auch den Dialog mit der jüdischen Welt. Die Ankündigung des israelischen Präsidenten Isaac Herzog, an der offiziellen Amtseinführung Papst Leos XIV. am Sonntag teilzunehmen, lese er so, dass Israel daran liege, die Beziehungen aufrechtzuerhalten. Nach dem Tod von Franziskus hatte es Unmut über das offizielle Israel gegeben, das lediglich mit seinem Botschafter an der Beerdigung teilgenommen hatte.

Lateinisches Patriarchat von Jerusalem

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut die römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. Seine Jurisdiktion erstreckt sich über das Staatsgebiet von Israel, Jordanien, Zypern und die Palästinensischen Gebiete. Die Ursprünge des Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als "Lateiner" bezeichneten. Es erlosch jedoch mit dem Fall Akkos 1291. Im Jahr 1847 belebte Papst Pius IX. das Patriarchat neu.

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)
Quelle:
KNA