Redakteur Roland Müller berichtet vom Samstag beim Kirchentag

Ein "beherzter" Tag

Der Kirchentag befindet sich auf der Zielgeraden. Der Samstag ist der letzte ganze Tag in Hannover. An diesem Samstag waren zwei Frauen beim Kirchentag zu Gast, die jede auf ihre Weise eine gesellschaftliche Debatte angestoßen haben.

Autor/in:
Roland Müller
Ein Besucher geht beim Deutschen Evangelischen Kirchentag über das Messegelände und trägt den Schal des Kirchentages am Rucksack / © Moritz Frankenberg (dpa)
Ein Besucher geht beim Deutschen Evangelischen Kirchentag über das Messegelände und trägt den Schal des Kirchentages am Rucksack / © Moritz Frankenberg ( dpa )

"Mutig, stark, beherzt" – in Anlehnung an den Ersten Korintherbrief hat sich der Kirchentag in Hannover dieses Motto gegeben. Wenn man jedem der drei ganzen Tage des Treffens eines dieser drei Schlagworte zuordnet, dann ist heute der "beherzt"-Tag. Daher finde ich es mehr als passend, dass am heutigen Samstag die episkopale US-Bischöfin Mariann Edgar Budde beim Kirchentag zu Gast ist. 

US-amerikanische Bischöfin Mariann Edgar Budde auf dem 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover. / © Tim Wegner (epd)
US-amerikanische Bischöfin Mariann Edgar Budde auf dem 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover. / © Tim Wegner ( epd )

Budde wurde weltbekannt, weil sie sich in ihrer Predigt beim Gottesdienst zur Amtseinführung von Donald Trump im Januar direkt an den US-Präsidenten richtete. Im wahrsten Sinne des Wortes rief sie Trump "beherzt" dazu auf, barmherzig mit den Schwachen in den USA zu sein. Der umstrittene Politiker kritisierte Budde daraufhin heftig. Sich gegen die Mächtigen zu stellen, das erfordert Mut, ist eine starke und beherzte Aktion. Wie schön also, dass Budde beim Kirchentag dabei ist. 

Klöckner erneuerte ihre Kritik

Auch Bundestagspräsidentin Julia Klöckner war heute in Hannover anwesend. Doch die CDU-Politikerin war bereits die vergangenen Tage auf dem Kirchentag präsent – durch die Debatte um politische Äußerungen der Kirchen, die Klöckner mit einem Interview bei DOMRADIO.DE vor einem Monat losgetreten hatte. Nun erneuerte sie ihre Kritik an den Kirchen und bemängelte, dass der christliche "Markenkern" nicht bei den Menschen ankomme. 

Zahlreiche andere Teilnehmer des Kirchentags, wie Ministerin Svenja Schulze oder Klimaaktivistin Luisa Neubauer, hatten Klöckner für ihre Äußerungen im Vorfeld indirekt kritisiert. Ich bin überzeugt, dass der Kirchentag ein guter Ort für diese kontroverse Debatte ist. Denn ich bekomme in Hannover mit, dass sie engagiert, respektvoll und "beherzt" geführt wird.

Julia Klöckner auf dem Evangelischen Kirchentag / ©  Tim Wegner (epd)
Julia Klöckner auf dem Evangelischen Kirchentag / © Tim Wegner ( epd )

Ein monastisches Projekt

Ich habe mir heute, am letzten vollen Tag des Protestantentreffens in Hannover ein Herz genommen und etwas getan, das ich eigentlich bereits an den vergangenen Tagen hatte tun wollen: Ich bin früh aufgestanden und zu einem Morgengebet gegangen. In der Nähe meines Hotels gibt es ein kleines Stadtkloster. Ganz unscheinbar in einem ehemaligen Ladenlokal in einer Häuserzeile befindet sich die Cella Sankt Benedikt. 

Das monastische Projekt des Klosters Königsmünster in Meschede möchte die benediktinische Tradition mit dem Stadtleben verbinden. Das gesungene Morgengebet war wirklich gut besucht – ein starkes ökumenisches Zeichen bei einem evangelischen Kirchentag. Für mich war das Rezitieren der Psalmen ein guter Start in den Tag. Sie haben mir das Herz geöffnet.

Einer der schönsten Termine

Nach dieser katholischen Spur auf dem Kirchentag am Morgen nehme ich mir vor, den Tag ebenfalls mit einem Gebet zu beschließen. Eigentlich habe ich das bereits in den vergangenen Nächten getan: Jeden Abend werden an den Hauptbühnen in der Hannoveraner Innenstadt Gebete zur Nacht mit wiederkehrenden Gesängen und einem Segen gefeiert. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen erhalten eine Kerze und im Lichtermeer verabschieden sie den zuvor erlebten Tag.

Brüder der Communaute von Taize knien beim gemeinsamen Gebet / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Brüder der Communaute von Taize knien beim gemeinsamen Gebet / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Heute Abend möchte ich jedoch zur Nacht der Lichter gehen. Bei jedem Kirchen- und Katholikentag findet dieses meditative Abendgebet mit Gesängen aus der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé an einem Abend statt. Auch dieses Jahr sind wieder zwei Brüder aus Frankreich nach Deutschland gereist. Für mich ist die Nacht der Lichter immer einer der schönsten Termine bei einem Christentreffen. Ich freue mich darauf!

Quelle:
DR

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