Unter Donald Trump bleibt das Verhältnis zum Vatikan angespannt

Tiefpunkt in den Beziehungen

Die ersten 100 Tage seiner Amtszeit hat Donald Trump viele Ziele verfolgt, die Papst Franziskus ablehnte. Auch wenn der US-Präsident zur Beisetzung des Papstes nach Rom reiste, waren die Gegensätze zu Lebzeiten enorm.

Autor/in:
Thomas Spang
US-Präsident Donald Trump trifft Papst Franziskus (Archiv) / © Cristian Gennari (KNA)
US-Präsident Donald Trump trifft Papst Franziskus (Archiv) / © Cristian Gennari ( KNA )

Schon vor Jahren rügte Papst Franziskus Donald Trump. Seine erste Amtszeit 2016 trat der US-Präsident mit dem Versprechen an, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu errichten. Mauern statt Brücken zu bauen - das nannte Franziskus damals unchristlich. Nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus am 20. Januar setzte Trump seinen rigiden Kurs fort, schickte Militär an die Südgrenze der USA, um Migranten abzuschrecken.

Parallel dazu kündigte er die größte Massenabschiebung in der Geschichte der USA an. Als rechtliche Grundlage diente ihm der "Alien Enemies Act", ein Gesetz von 1798, dessen umstrittene Anwendung derzeit die Gerichte beschäftigt. Die Regierung beendete den Schutzstatus für über 300.000 Venezolaner und Angehörige anderer Minderheiten, den Joe Biden erst verlängert hatte, und führte eine Registrierungspflicht für Immigranten ein; bei Nichteinhaltung drohen Geldstrafen und Gefängnis.

Dauerzwist um Migrationspolitik

Obwohl Trump in der Praxis bislang nicht mehr Menschen abschob als vor ihm der Katholik Biden, sorgte er für Tabu-Brüche. Waren es in der ersten Amtszeit die Bilder von Kindern in Käfigen, sind es dieses Mal Aufnahmen von kahlgeschorenen Migranten, die in ein Hochsicherheitsgefängnis nach El Salvador gebracht wurden.

Papst Franziskus an einem Schreibtisch / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus an einem Schreibtisch / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Der verstorbene Papst Franziskus sah sich veranlasst, im Februar an die amerikanischen Bischöfe zu schreiben mit der Mahnung an alle Katholiken, "sich nicht auf Narrative einzulassen, die unsere Brüder und Schwestern, die Migranten und Flüchtlinge sind, diskriminieren und ihnen unnötiges Leid zufügen".

Mahnung an US-Katholiken

Der Theologe Massimo Faggioli von der Villanova University bezeichnete dieses Schreiben in der "Washington Post" als "etwas, das man einmal in einem Jahrhundert sieht". Offenbar war es dem Papst ein Anliegen, sich an die US-Katholiken zu wenden, die bei den Wahlen mehrheitlich Trump unterstützt hatten, und möglicherweise auch ein Zeichen zu setzen gegen das mitunter provokante Auftreten des zum Katholizismus konvertierten Vizepräsidenten J.D. Vance.

Vance war der letzte hochrangige Politiker, der Franziskus im Vatikan besuchte. Manche Beobachter sprachen hinterher von einer frostigen Atmosphäre. Die Begegnung dauerte nur wenige Minuten - was aber auch daran gelegen haben könnte, dass der schwerkranke Papst schlicht zu erschöpft war.

Papst Franziskus empfängt US-Vizepräsident JD Vance (l), bevor er den Segen Urbi et Orbi (lateinisch für "für die Stadt und die Welt") am Ende der Ostermesse 2025 unter dem Vorsitz von Kardinal Comastri auf dem Petersplatz im Vatikan erteilt; in der Mitte der Leiter des päpstlichen Hauses, Bischof Leonardo Sapienza. / © Vatican Media/Vatican Media/AP (dpa)
Papst Franziskus empfängt US-Vizepräsident JD Vance (l), bevor er den Segen Urbi et Orbi (lateinisch für "für die Stadt und die Welt") am Ende der Ostermesse 2025 unter dem Vorsitz von Kardinal Comastri auf dem Petersplatz im Vatikan erteilt; in der Mitte der Leiter des päpstlichen Hauses, Bischof Leonardo Sapienza. / © Vatican Media/Vatican Media/AP ( dpa )

Neue Konfliktfelder

Kritisch verfolgte man im Vatikan - neben der Migrationspolitik - den Rückzug der USA aus internationalen Institutionen und Verträgen: von der Weltgesundheitsorganisation bis zum Weltklimaabkommen. Auf Missfallen stieß auch die Abwicklung der Entwicklungsbehörde USAID, deren plötzliches Ende Leid und Tod für viele Betroffene brachte.

Ein neues Konfliktfeld tat sich bei der künstlichen Befruchtung auf, die von der Kirche abgelehnt wird. Unter seinen zahlreichen Dekreten unterzeichnete Trump eines, das eine Ausweitung des Zugangs zu In-vitro-Fertilisation verspricht. Unter anderem sollen die Kosten für das Verfahren reduziert werden. Abtreibungsgegner kritisieren diesen Vorstoß, weil bei der künstlichen Befruchtung überzählige Embryonen entstehen, die später oft entsorgt werden.

Differenzen bei Religionsfreiheit

Auf gemischte Resonanz bei Spitzenvertretern der Kirche stießen Dekrete, die sich gegen Transgenderrechte und Inklusionsprogramme richten. Und bei dem großen Thema Religionsfreiheit, das den US-Bischöfen besonders am Herzen liegt, setzt Trump andere Akzente als die Kirche. Mit einem Dekret "zur Bekämpfung von Antisemitismus" geht die Regierung gegen Studierende vor, die sich gegen den Krieg im Gazastreifen ausgesprochen haben.

US-Präsident Donald Trump / © Matt Rourke (dpa)
US-Präsident Donald Trump / © Matt Rourke ( dpa )

Für Franziskus bedeutete der Begriff der Religionsfreiheit den Schutz aller Gläubigen und Respekt vor unterschiedlichen Überzeugungen, anstatt ihn als Plattform für die Verbreitung bestimmter konservativer christlicher Werte zu benutzen. Theologe und Vatikan-Experte Faggioli zieht eine ernüchternde Bilanz der ersten hundert Tage von Trumps zweiter Amtszeit: "Die Beziehungen des Vatikans zu den USA waren noch nie so belastet wie jetzt." Offen bleibt einstweilen, ob sich das unter Franziskus' Nachfolger ändern wird.

Quelle:
KNA