Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt vor einer Überschätzung von politischen Begegnungen am Rande der Trauerfeierlichkeiten für Papst Franziskus.
Er habe nicht wahrgenommen, dass dadurch Bewegung in die Krisenfälle der Welt gekommen sei, sagte das deutsche Staatsoberhaupt am Samstag in einem Interview des Bayerischen Rundfunks. "Ich glaube, das muss außerhalb solcher Trauerfeierlichkeiten geschehen."
An der Beisetzung von Papst Franziskus nahmen zahlreiche Spitzenpolitiker aus aller Welt teil. Medienberichten zufolge soll es unter anderem zu einem 15-minütigen Austausch zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gekommen sein.
Selenskyj nennt Treffen "möglicherweise historisch"
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sein Gespräch mit US-Präsident Donald Trump im Petersdom vor dem Papstrequiem am Samstag als "möglicherweise historisch" bezeichnet.
"Ein gutes Treffen, wir hatten Zeit, unter vier Augen zu reden", schrieb er in sozialen Medien. Er hoffe auf einen "vollständigen und bedingungslosen Waffenstillstand und einen verlässlichen und dauerhaften Frieden".
Das Treffen nannte der Ukrainer "höchst symbolisch". Es könne "historisch werden, wenn die vereinbarten Resultate erreicht werden." Er schloss mit den Worten: "Danke, Präsident Trump."
Kurz nach ihrem Gespräch, das im Petersdom stattfand, waren die beiden getrennt voneinander auf den Petersplatz hinausgetreten. Viele Menschen auf dem Platz applaudierten, als sie Selenskyj sahen.
Bewegend und würdig
Die Trauerfeierlichkeiten für Papst Franziskus nannte Steinmeier unterdessen sehr bewegend und würdig. Dass Abertausende bereits in den Tagen zuvor Abschied von Franziskus genommen hatten, zeige, wie sehr dieser Papst die Menschen berührt habe.
Befragt nach Erinnerungen an seine persönliche Begegnungen mit dem Kirchenoberhaupt, sagte der Bundespräsident, es sei ganz mühelos gewesen, mit dem Papst ein Gespräch zu führen: "Es war so leicht. Weil, da kam jemand her, der hatte gar keine Anstalten gemacht, die Autorität seines Amtes in Anspruch zu nehmen."
Bemerkenswert fand Steinmeier, wie gut der Papst über Deutschland informiert war, wie sehr er deutsche Literatur und Musik schätzte.
Von der Leyen würdigt Papst
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den verstorbenen Papst Franziskus als Kirchenführer mit Sorge für die Benachteiligten und für die gemeinsam bewohnte Erde gewürdigt.
Franziskus habe "daran erinnert, dass die Liebe die Ränder erreichen muss, und er hat die weniger Glücklichen umarmt", schrieb von der Leyen am Samstag im Onlinedienst X. Dazu gehörten die Vertriebenen, die Vergessenen und Menschen ohne Stimme.
Das Vermächtnis des Papstes sei "ein Vermächtnis der Barmherzigkeit, der Gerechtigkeit und der Hoffnung. Es wird weiterhin den Weg erleuchten", schrieb von der Leyen nach der Beisetzungsfeier im Vatikan, an der sie teilgenommen hatte. "Papst Franziskus hat Brücken gebaut. Mögen wir sie beschreiten."
Bundestagspräsidentin würdigt Papst - weiter Kritik an Klöckner
Auch die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hat den verstorbenen Papst Franziskus gewürdigt. "Für mich war es eine Frage der Ehrerbietung, als Katholikin und im Namen des Deutschen Bundestages in Rom dabei zu sein", sagte die Politikerin am Samstag.
"So bescheiden wie er lebte, so bescheiden wollte er begraben werden." Franziskus war ihrem Heimatbundesland Rheinland-Pfalz sehr verbunden, wie die Politikerin hinzufügte. "1985 lebte er in Boppard, lernte dort Deutsch. Ein Papst-Franziskus-Weg erinnert daran."
Unterdessen geht die Debatte um die Kritik Klöckners an den Kirchen in Deutschland weiter. An Ostern hatte sie in einem Interview dazu aufgerufen, die Seelsorge der Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, statt sich übertrieben politisch zu engagieren. Sie kritisierte zudem eine Tendenz bei den Kirchen, Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen abzugeben "wie eine NGO" und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick zu haben. Dann würden Kirchen "leider auch austauschbar".
Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt bezeichnete die Äußerungen Klöckners als "völlig unangemessen". Im Podcast "Tagesanbruch - die Diskussion" von t-online sagte Göring-Eckardt:
"Man hat ein bisschen den Eindruck, es geht darum, dass das, was die Kirchen sagen, Frau Klöckner vielleicht nicht so gut gefällt." Die Grünen-Politikern, die mehrere Jahre Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland war, sprach von einer sehr oberflächlichen Diskussion, "die mit der Wirklichkeit der Kirche und der Rolle der Kirchen in Deutschland wirklich nicht so viel zu tun hat".