Der Bischof von Eichstätt, der Benediktiner Gregor Maria Hanke hat ein gespaltenes Verhältnis zum Geld. Dieses sei wichtig, aber auch gefährlich, sagte Hanke der "Süddeutschen Zeitung". Als Bischof, der gut bezahlt werde, habe er die Erfahrung gemacht, dass Geld nicht zwingend ein Weg zum Glück sei. Als er 2006 Bischof geworden sei, sei er als Mönch mit dem geliehenen Auto seines Klosters Plankstetten nach Eichstätt gefahren und mit ein paar Schachteln ins Bischofshaus eingezogen: "Wenn ich heute ausziehen würde, bräuchte ich ein Umzugsunternehmen, so viel hat sich angesammelt. Ist das gut für mich?"
Die Ernennung zum Bischof sei ein großer Bruch zum Leben im Kloster gewesen, erzählte der Benediktiner. "Dort haben wir mit schlichten Ressourcen gearbeitet, das war alles sehr bodenständig." Plötzlich habe er aber eine Sekretärin und einen ganzen Apparat gehabt. "Darauf war ich nicht vorbereitet, das war für mich am Anfang schwierig." Scheibchen für Scheibchen habe er sich hineingraben müssen und dabei auch den ein oder anderen Durchhänger gehabt.
Spontanes Einspringen
Was ihn stark beanspruche, seien Sitzungen, in denen es um pastorale Strukturen und Abläufe gehe, erklärte Hanke. Seiner Ansicht nach müsste ein Bischof an eine Pfarrei angebunden sein. Denn es sei ein No-Go, dass dieser nicht mehr regulär taufe, keine Kinder zur Erstkommunion führe, die Beichte nicht mehr höre, andererseits aber der erste Hirte der Diözese sei. Da sehe er eine große Kluft, sagte Hanke und verriet, manchmal an Sonntagen für kurzfristig ausgefallene Pfarrer einzuspringen. "Da tauche ich dann in irgendeiner Pfarrei unangekündigt am Altar auf, und die Gläubigen sind überrascht. Das mache ich gerne, denn es bringt mich mit den Menschen in Kontakt."
In Sachen Wirtschaft kritisierte Hanke, dass das System der sozialen Marktwirtschaft zu sehr in den Hintergrund getreten sei. Als Beispiel führte er das Bruttosozialprodukt an. Es enthalte vieles nicht, was ein großer Wert für die Gesellschaft sei. So kenne er ein Ehepaar, beide über 80 Jahre, die einen aufgelassenen Friedhof pflegten, ohne etwas dafür zu bekommen. Das sei wunderbar, erscheine aber nicht im Bruttosozialprodukt. Er wünsche sich deshalb mehr Sensibilität von der Politik, dass auch solche Werte beachtet würden. "Es geht doch nicht nur um das, was an der Börse passiert."
Kirchensteuern und- finanzierung
Außerdem fordert Hanke neue Finanzierungsquellen für die Kirche. "Wir können uns auf dem Kissen Kirchensteuer nicht mehr ausruhen", sagte er. "Sie wird langfristig nicht mehr das System sein, das unsere Strukturen finanziell trägt." Stattdessen müsse sich die Kirche auf ein Ende der staatlich erhobenen Kirchensteuer in Deutschland vorbereiten. Dafür empfiehlt er der Kirche in Deutschland auf andere Länder zu schauen, in denen es keine staatlich erhobene Kirchensteuer gebe, wie Österreich, Italien oder die USA. "Klar ist: Ohne Beitrag der Gläubigen wird es nicht gehen", sagte Hanke. "Wenn es keine Kirchensteuer mehr gäbe und wir auf freiwillige Zahlungen angewiesen wären, würde der Rechtfertigungsdruck für das, was wir tun, noch mehr steigen."
Die katholische Kirche nahm 2023 Kirchensteuern in Höhe von rund 6,5 Milliarden Euro ein. Die evangelische Kirche hatte Kirchensteuer-Einnahmen in Höhe von rund 5,91 Milliarden Euro. Im Jahr 2022 hatten die 20 Landeskirchen und die 27 katholischen Bistümer gemeinsam eine Rekordsumme an Kirchensteuern eingenommen. Wegen der Inflation und der anhaltenden Mitgliederverluste rechnen die Kirchen in Zukunft jedoch mit wesentlich weniger finanziellen Ressourcen.